|
|
|
|
|
Johnsbach,
7. August |
|
Canyoning
2 |
|
Diesmal
wird es eine echte Fotosession: Sich an Wasserfällen abseilen,
hinunterklettern, Sprünge ins eiskalte Wasserbecken wagen,
schwimmen in glasklaren Tümpeln, das alles muss jetzt fotogen gestaltet und auf Film fest gehalten werden.
Als Didi, Gigi (ein weiterer Kletterführer), Claudia,
die beiden Nicoles (es hat sich auch ein 15-jähriges Mädchen
zu uns gesellt) und ich, in Neopren-Anzug, Helm und Schuhe
gekleidet den Berg hinauf schwitzen, erfasst mich
eine andere Unsicherheit als beim ersten Mal. Die Herausforderung
der Schlucht lässt mich jetzt zwar selbstsicher schmunzeln,
aber es sind die Anforderungen der Fotografie,
die mich unsicher werden lassen.
An der ersten Abseilstelle angekommen, lasse ich zuerst
mich, und dann meine Kamera abseilen und bereite
mich auf der Stelle vor, die ersten Schritte der jungen
Frauen auf Film zu bannen. Die
Perspektive ist herrlich, die Schlucht an dieser
Stelle noch
im Schatten, also perfektes Licht; Claudia ist die Erste,
die, zurückgelehnt und breitbeinig im Gurt hängend,
die Wand hinunter gleitet, rasch von den beiden Nicoles
gefolgt. |
|
Nur meine Regieanweisungen verlangsamen stellenweise
das sportliche Unternehmen.
So wiederholt sich, nunmehr mit sechs Beteiligten, meine
Schluchtbegehung von Montag. Nur dass jetzt das Abseilen
durch die gestiegene Teilnehmerzahl etwas mehr Zeit in
Anspruch nimmt. Auch ist diesmal bei den schon erwähnten
Rutschen mehr Action als Montag angesagt, schon deshalb,
weil dies dynamisch wirkende Fotos ergeben könnte. Aber
natürlich macht es den jungen Frauen Spaß, und Didi ist
sowieso für jedes Vergnügen zu haben. Immerhin sollen
die Bilder Lebensfreude widerspiegeln. Ein eigener Rutschversuch bringt mir allerdings nur die
unsanfte Best�tigung, dass die genannten T�mpel nicht
allzu tief sind. Ich lande ziemlich heftig mit den F��en am Grund. |
|
Auch heute leuchtet die Mittagssonne knallhart am
Himmel und erzeugt, sobald wir aus der Schattenzone kommen,
ung�nstige Beleuchtungsverh�ltnisse. Ab und
zu - es kann mir gar nicht oft genug sein - bewirken ein
paar Wolken ein angenehmeres, milderes Licht und dann
hei�t es, schnell die Akteure in Positionzu bringen.
Am zwanzig Meter hohen Wasserfall werde ich - die Fotografie
macht's m�glich - wieder ganz wagemutig. Sicher angegurtet
traue ich mich bis zur �u�ersten Kante, um, teilweise
auf dem Bauch liegend, die M�dchen abzubilden.
Bis auf die Tatsache - was sich prompt als Handikap herausstellt
-, dass ich kein Blitzlichtger�t mitgenommen habe,
f�hle ich mich dabei fast wie ein echter Profi. |
|
Auch hatte
ich eindrucksvollere Perspektiven erwartet und dramatische
Lichteffekte mit dem spritzenden Wasser erhofft, aber
das ung�nstige Licht und die Schwierigkeit der
Teilnehmerinnen, Gefahr und Spa� in der ungew�hnlichen
Position nat�rlich darzustellen, entt�uschen mich ein
wenig.
Als ich selbst mit dem Abseilendran bin, lasse ich mich
von Gigi ablichten, schlie�lich will ich mit
einem Beweis f�r mein "Wagnis" nach M�nchen
zur�ckkehren.
Jetzt geht es auch mit mir abw�rts, und wieder �berw�ltigt
mich die eisige Wucht des Wassers. Auch bei
diesem zweiten Mal ist das Erlebnis �berw�ltigend
und nicht im Geringsten geschm�lert. Diesmal habe ich
aber vorsichtshalber die Beinkleidung �ber die Neopren-Schuhe
gest�lpt, so dass mir diese nicht auf halber H�he von
den F��en gerissen werden k�nnen |
|
Unten
sicher angekommen signalisiere ich zunächst Didi,
dass er jetzt die Plastiktonne mit dem Fotoapparat abseilen
kann. Dann studiere ich das Licht und den Wasserfall aus
allen möglichen Blickwinkeln und mit verschiedenen
Objektiven und entscheide mich schlie�lich dafür,
ein starkes Teleobjektiv einzusetzen. Endlich gebe ich
Didi das Zeichen, dass ich fertig bin. Als Erste seilt
sich Claudia ab. Im kurzen Abstand dann die beiden Nicoles.
Ich bin derart auf das Fotografieren konzentriert, dass
ich nichts anderes wahrnehme. Und so geschieht es! Während
ich, nur mit meiner Nikon vor der Nase und dem Kopf nach
oben im Flussbett auf und ab balanciere und die M�dchen
beim Abseilen im gro�en Wasserfall fotografiere, achte
ich nicht auf den unebenen Boden, stolpere �ber einen
Stein, verliere das Gleichgewicht, versuche - erfolglos
- den Sturz aufzuhalten und falle r�ckw�rts - platsch!
- flach auf den R�cken, dass es mir einen Augenblick lang
den Atem verschl�gt. Ein stechender Schmerz folgt. Ich
kann�zwar noch aufstehen und weiter fotografieren,
aber meine Bewegungen werden zunehmend schmerzhafter.
Der Tag ist gelaufen. Gigi f�hrt mich in meinem Auto zuerst
nach Admont, dann ins Krankenhaus in Rottenmann zur R�ntgenaufnahme.
Ewiges Warten. Dann wei� ich es: zwei Rippen sind angeknackst.
Was für ein Glück, dass ich mit meinen Aufnahmen
so weit fertig bin. |
|
|
|
|
|