In wahrscheinlich allen Gebirgsregionen der Welt wurden Techniken entwickelt, um mit Rufen weite Distanzen akustisch zu überbrücken. Damit verständigten sich seit vorhistorischen Zeiten Hirten und Waldarbeiter. Nicht nur in den Alpen wurde von Alm zu Alm mit Almschrei oder Juchzer kommuniziert oder auch das Vieh mit einem Viehruf angelockt. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit das Jodeln als Gesangsform. Wie alt das Jodeln wirklich ist, lässt aber nur vermuten. Es fehlt an archäologischen Zeugnissen und an Berichten, die uns darüber informieren könnten.
Anni Erler – Zillertaler Bravour Jodler 2008
Jodeln ist Singen ohne Text auf Lautsilben, bei dem ein schneller Übergang zwischen der Bruststimme und der Kopf- oder Falsettstimme (Registerwechsel) vollzogen wird. Dieser Wechsel wird auch „Kehlkopfschlag“ genannt.
Gute Jodler sind regelrechte Stimmakrobaten, die große Intervallsprünge und einen weiten Tonumfang beherrschen. Das davon abgeleitete Wort Jodler bezeichnet gleichermaßen dieses Singen als auch den Menschen, der jodelt.
Die schönsten Jodler (Anni Erler)
Heimatklänge
Alpenländische Jodler und Weisen
Das Jodeln ist so reich an Variationen, dass man damit eine große Menge an unterschiedlichen Signalen übermitteln kann. Von dieser Vielfalt zeugt die Sammlung des Ethnomusikologen Josef Pommer, der im Jahr 1902 immerhin 444 Jodler und Juchzer aus der Steiermark und dem steirisch-österreichischen Grenzgebiet veröffentlichte.
Punzn Jodler
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Naturjodler das Jodellied, eine Kombination von Gesungenem und Gejodeltem. Damit bekam diese Vokaltechnik eine stärkere Unterhaltungskomponente. Mit der Einführung des Jodellieds kam es zwar zu einer größeren Vielfalt in der alpenländischen Volksmusik, leider aber auch zu einem Absenken deren Niveaus. Von musikalischer Qualität kann man bei manchen modernen Volksmusikschlagern leider kaum noch sprechen. Glücklicherweise gibt es in den Alpen aber noch immer viele hervorragende Musikanten, die authentische, originelle und musikalisch wertvolle Volksmusik machen.
Monika Kaelin – Erzherzog-Johann-Jodler
In den ländlichen Regionen Österreichs (wie auch der Schweiz und Bayerns) gehört die Volksmusik noch ganz selbstverständlich zum Leben und zum Brauchtum. Vom Neujahrsblasen bis Weihnachten wird traditionelles Musizieren gepflegt.
Wie auch das Paschen, ein rhythmisches Klatschen zum Ländler, das besonders im Salzkammergut gepflegt wird, klingt auch das Jodeln durch die Täler und Orte, in denen sich die Menschen ihre Traditionen bewahrt haben.
Quattro Pro – Erzherzog-Johann-Jodler
Jodeln in der Stadt ist eher ungewöhnlich. Die Fotojournalistin Maria Nasswetter jodelt aber so leidenschaftlich, dass sie ihr Hobby in die Großstadt bringen wollte. So organisierte sie in Wien das „Jodeln to go“, ein Jodlertreff, um andere Jodler kennenzulernen. An jedem ersten Dienstag des Monats treffen sich seitdem Hobbyjodler in einem Gasthaus in Ottakring und singen zusammen. Diese Treffen verstehen sich aber nicht als Jodelkurse, sondern nur als Jodlertreff von Interessierten und Könnern.
Lorenz Maierhofer, DER VERLIEBTE
Hubert von Goisern ist einer jener Liedermacher, der der Volksmusik neue Impulse gaben. Er lernte das Jodeln von Sabine Kapfinger, der Sängerin bei den Alpinkatzen, einer von ihm selbst ins Leben gerufene Musikgruppe der Neuen Volksmusik. Damals dachte er, dass das Jodeln so etwas „Perkussives“ und „Treibendes“ habe, das er unbedingt lernen musste.
Hubert von Goisern & Zabine – Juchitzer
Leider ist das Jodeln, das einmal eine kunstvolle Sprache war, um von einer Talseite zur anderen zu kommunizieren, allzu oft zur reinen „Pseudo-Folklore“ verkommen. Um die echte Tradition wiederzubeleben, wurde am 18. August 2012 in Wald im Pinzgau der Königsleitner Jodelwanderweg eröffnet. Hier haben heimische Musikfreunde und Touristiker einer alten Tradition ganz neues Leben einzuhauchen versucht. „Jeder kann jodeln!“, davon ist der Hotelier und Sänger Christian Eder nach einem Jodel-Seminar überzeugt und möchte die Freude daran allen Besuchern des Königsleitner Jodelwanderweges nahe bringen.
Den Weltrekord im (Dauer-)Jodeln hält derzeit der Österreicher Roland Roßkogler mit 14 Stunden 37 Minuten.