Zum wiederholten Mal ist ein Film über die singende Familie Trapp erschienen. Der Film basiert auf der Autobiografie von Agathe von Trapp (1913-2010), eines der Trappkinder. Der niederländische Regisseur Ben Verbong nahm sich bei der Realisierung vor, die wahre Geschichte hinter der Legende zu erzählen, die in der Hollywood-Verfilmung reichlich Kitsch enthalten hatte.
Der Mythos der Familie von Trapp, der hauptsächlich durch den Film „The sound of music“ entstanden ist, entspricht nicht unbedingt der Realität.
Trailer: „Die Trapp-Familie - ein Leben für die Musik“ (2015)
Die wahre Geschichte kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Eine verarmte Adelsfamilie sorgt in Europa mit Konzertauftritten für Furore. 1938 flieht die musikalische Familie aus dem von den Nazis besetzten Österreich in die USA. Dort schlägt sie sich mithilfe der Musik durch. Schließlich wird sie auch in den USA berühmt.
1911 heiratete Agathe Whitehead, Enkelin von Robert Whitehead, dem Erfinder des Torpedos, den U-Boot Kommandanten der österreichischen k. u. k Marine Georg von Trapp. Sie zogen in eine Villa in der Nähe von Pola auf Istrien (damals österreichisches Küstenland). Hier bekam Agathe von Trapp ihre ersten beiden Kinder Rupert (1911 – 1992) und Agathe (1913 - 2010).
Während des Ersten Weltkriegs zog Agathe mit ihren Kindern auf den Gutshof ihrer Mutter nach Zell am See. Hier gebar sie ihre weiteren Kinder Maria Franziska (1914 - 2014), Werner (1915 – 2007), Hedwig (1917 – 1972) und Johanna (1919 – 1994). Wenige Monate, nachdem die Familie das Martinsschlössel in Klosterneuburg bezogen hatte, erkrankten die Kinder und die Mutter an Scharlach. Am 3. September 1922 starb Agathe.
1923 übersiedelte Georg von Trapp mit den Kindern in die Villa Trapp nach Aigen bei Salzburg. Hier wandte sich der verwitwete Baron Trapp auf der Suche nach einer geeigneten Hauslehrerin für seine zweitälteste Tochter Maria, die an den Spätfolgen der Scharlacherkrankung litt und herzkrank war, an die Äbtissin eines Klosters. Diese empfahl ihm die lebenslustige Novizin Maria Augusta Kutscherad. 1925 stellte er sie, die eigentlich in das Kloster Nonnberg in Salzburg eintreten wollte, ein. Am 26. November 1927 heirateten sie. Es folgten zwei weitere Töchter, Rosemarie (1929) und Eleonore (1931).
1933 verlor die Familie ihr gesamtes Vermögen wegen Fehlspekulationen der Bank. Um sich über Wasser zu halten, gründete Maria Augusta mit den Kindern einen Familienchor. Zudem mussten sie die Dienstboten kündigen und in deren Zimmer ziehen. Die Prunkzimmer wurden an zahlende Gäste vermietet. Lotte Lehmann, einer der Gäste, hörte die Kinder singen und animierte die Familie, an einem Volksmusikwettbewerb teilzunehmen. Die Trapps gewannen den Wettbewerb und es folgte ein Radiokonzert.
Emigration in die USA
Nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 wurde Georg von Trapp aufgefordert, in die deutsche Marine einzutreten. Doch er lehnte dies ab. Ebenso lehnte er die Einladung ab, zum Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April in München mit dem Familienchor aufzutreten. Die Familie nutzte eine Konzertreise nach Italien zur Ausreise in die USA, wo sie sich in Stowe, Vermont, niederließ, wo Maria ein Jahr später noch einen Sohn gebar.
Die Original-Trapp Familiy
Die Familie unternahm auch in den USA weiterhin Konzertreisen und trat meist unter dem Namen "Trapp Family Singers" auf.
1947 starb Georg von Trapp. Maria Augusta von Trapp schrieb 1952 unter dem Titel „Vom Kloster zum Welterfolg“ ihre Lebenserinnerungen nieder.
Die Erinnerungen von Maria Augusta diente als Vorlage für den Film „Die Trapp-Familie“ (1956) mit Ruth Leuwerick und Hans Holt in den Hauptrollen und Josef Meinrad als Franz Wasner. Regie führte Wolfgang Liebeneiner. Der Film wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Heimatfilme der 1950er-Jahre.
Kein schöner Land (Film mit Ruth Leuwerik)
Das Musical und der Film
1959 wurde die Geschichte – etwas geschönt – im Musical "The Sound of Music" von Richard Rogers und Oscar Hammerstein auf die Bühne gebracht und konnte jahrelang in den USA große Erfolge verzeichnen. Die gleichnamige Verfilmung dieses Musicals im Jahr 1965 mit Julie Andrews und Christopher Plummer wurde der erfolgreichste Film der 20th Century Fox Studios.
The Sound of Music Trailer []
Es gibt jedoch Abweichungen zwischen Film und Realität. Die rührselige Familiengeschichte des Films entspricht nicht wirklich der Realität. So hatte Maria Augusta auf Anraten der Äbtissin den 20 Jahre älteren Georg geheiratet, obwohl sie ihn gar nicht liebte. "So habe ich eigentlich die Kinder geheiratet", schrieb sie in ihrem Buch.
Außerdem soll Prälat Franz Wasner, der Mann, der die kinderreiche Auswandererfamilie zum weltberühmten Chor der Trapp Family Singers geformt hatte, mehr als nur ein inniges Verhältnis zu Maria von Trapp gehabt haben. Laut BBC und dem ORF könnte Johannes von Trapp, der Stammhalter der Dynastie in den USA, das leibliche Kind des Priesters und der resoluten Familienchefin gewesen sein.
Szenen aus „The Sound of Music“ (Film von 1965)
In den USA und Großbritannien erhielt der Film Kultcharakter. In London treffen sich beispielsweise regelmäßig Filmfans zu besonderen Vorführungen des Films, zu denen die Frauen im Dirndl kommen. Die Lieder aus „The Sound of Music“ sind überall auf der Welt bekannt.
Mondsee: Die „Sound-of-Music-Tour"
Das Schicksal der Trapp-Familie ist untrennbar mit der Stadt Salzburg verbunden. Allerdings kehrte die Familie, auch nach dem Tod des Vaters, 1947, nie mehr an die Salzach zurück, zu schmerzlich waren die Erinnerungen an die Nazizeit. Maria Augusta starb 1987 im Alter von 82 Jahren in Vermont.
Familie Trapp - Der wahre Abschied von Oesterreich
Auch heute noch, fast 50 Jahre nach dem Erscheinen des Films „Sound of Music“ besuchen rund 300.000 Menschen jedes Jahr die Schauplätze aus dem berühmten Film. Busladungen von japanischen, amerikanischen und weiteren Touristen aus der ganzen Welt werden zum Mirabellgarten in Salzburg, zum Schloss Leopoldskron,Schloss Hellbrunn und Stift Nonnberg geführt. Von dort geht es weiter in das Salzburger Seengebiet nach St. Gilgen und nach Mondsee.