„Es war einmal ein tiefer,
grüner See, umgeben von bunten Wiesen und hohen, dunklen
Wäldern. Er lag am Fuße eines mächtigen, felsgekrönten
Berges, den die Leute den Schafberg nannten, weil auf seinen
blumigen Almen die Schafe weideten. Am Ufer des Sees stand auf
einer Anhöhe ein stolzes Schloss mit starken Türmen
und Zinnen. Darin herrschte vor langen, langen Zeiten ein König,
dem das ganze Land rings um den See zu eigen war. Er regierte
sein Volk weise und gerecht, und alle seine Untertanen verehrten
ihn. Mit besonderer Liebe aber hingen sie an seinem einzigen
Töchterlein, das so fröhlich und voller Liebreiz war,
dass jedem, der es sah, das Herz vor Freude höher schlug
...“
Das Märchen vom Mondsee
So beginnt das Märchen
vom Mondsee. Es erzählt von einem mächtigen, furchterregenden
Riesen, der die junge Prinzessin zur Frau haben wollte.
Um das Unheil von seiner Tochter fernzuhalten, bat der König
um die Hilfe des Mondes.
„Als der Riese das junge Mädchen,
das sich in die entfernteste Kammer des Schlosses gesperrt
hatte, bedrängte, kam ihr der Mond zur Hilfe. Aus seinen
Strahlen wurden Treppen, die hinunter in den Grund des
Sees führten. So schritt die Prinzessin hinunter in
die grüne Tiefe. Als der tobende Riese das merkte und nach
ihr greifen wollte, wuchs über die Oberfläche des
Sees eine feste Eisdecke, die die Königstochter schützte.
Dort war sie aber gefangen, auf einem zierlichen Thron
aus Kristall ...“ Der Leser ahnt es bereits. Ein edler Jüngling
wird das Mädchen mit einer List aus dem Eis befreien und
das Ungeheuer besiegen.
Der Mondsee. Im Hintergrund der Schafberg
In der Tat sind der Mondsee und
die Landschaft, die ihn umgibt, das Salzkammergut,
eines der schönsten Gebiete der Alpen, mit lieblichen,
lachenden Gegenden, freundlichen Städtchen und Schlössern,
großartigen Gebirgskesseln mit dunkelgrünen
Seen, tosenden Bächen, hochragenden Bergriesen, von denen
sich Gletscher herabziehen.
Der Mondsee bei Gewitterstimmung
Die Marktgemeinde Mondsee
liegt im Hausruckviertel (Oberösterreich)
an der Grenze zum Bundesland Salzburg auf 493 m Höhe.
Der gleichnamige See gehört mit 14,2 km²
zu den größeren Seen im Salzkammergut. Mit
bis zu 27 Grad Wassertemperatur ist der Mondsee (zusammen mit
dem benachbarten Irrsee) der wärmste See des Salzkammerguts. Während am Ostufer die typische Silhouette des 1782 Meter hohen Schafbergs zu sehen ist, ragt am Südwestufer die markante Drachenwand (1176 m) beeindruckend empor.
Winter am Mondsee
Auf den Fahrten an Bord eines der Motorschiffe dem Mondsee entlang werden die Passagiere jedes Mal auf eine Eigentümlichkeit dieser Drachenwand aufmerksam gemacht: Ganz oben in der Wand, direkt unterhalb des Grates, befindet sich ein großes Loch, das sogenannte Drachenloch. Würde man nicht ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, bemerkte man es aus der Ferne kaum. Man erreicht es nur über einen nicht ungefährlichen Klettersteig.
Um dieses Drachenloch rankt sich eine Legende. Laut dieser lebte bei der Drachenwand vor langer, langer Zeit ein Drache. Dieser verliebte sich unsterblich in die Köchin des Pfarrers von Mondsee, eine Liebe, aber, die von der Frau nicht erwidert wurde. Wutentbrannt und verzweifelt, wie er war, beschloss der Drache eines Tages, die Pfarrersköchin zu rauben. Er flog zum Mondseer Marktplatz, packte die junge Frau mit seinen Fängen und flog zurück zur Drachenwand. Leider erwies sich die Frau als schwerer, als der Drache angenommen hatte. So prallten die Beiden mit voller Wucht gegen die Drachenwand und schlugen in diese ein Loch.
Die Drachenwand, ein markantes Wahrzeichen der Mondseer Landschaft
Das Mondseer Land wurde etwa 600
von den Bayern erstmals besiedelt. Als Gründungsjahr
des Ortes Mondsee gilt das Jahr 748, als der Baiernherzog Odilo aus dem Geschlecht der Agilolfinger das Kloster
Mondsee gründete, das somit das älteste
Kloster in Oberösterreich war.
Sound of Music (DVD)
Salzkammergut
Der Legende nach befand sich Herzog
Odilo mit seiner Frau und großem Gefolge in der Gegend,
verirrte sich und wurde von der Nacht überrascht. Hoch
auf einem Felsen war er vom Absturz bedroht. Als aber der Mond
zwischen den Wolken herauskam, ließ er in der Tiefe die
Wasseroberfläche des Sees glänzen, was dem Herzog
die Gefahr verdeutlichte. Aus Dankbarkeit für seine Rettung
gelobte Herzog Odilo, am Ufer des Sees ein Kloster errichten
zu lassen und gab dem See den Namen "Mondsee".
Die Drachenwand, gesehen vom See
Die unter dem ersten Abt Opportunus
ins Kloster eingetretene 20 Mönche kamen unmittelbar
aus dem vom heiligen Benedikt gegründeten Mutterkloster
von Monte Cassino (Italien).
Bereits kurze Zeit nach seiner
Gründung zählte Mondsee zu den bedeutendsten
Klöstern Bayerns. Es wurde für seine Schreibschule
und Buchmalerei berühmt. Bereits vor 788 war hier der sogenannte Tassilopsalter entstanden, das älteste vollständig
erhaltene Buch, das auf dem Gebiet des heutigen Österreichs
geschrieben wurde. Um 800 entstand hier die älteste deutsche
Bibelübersetzung, der sogenannte Mondseer
Matthäus. Von 831 bis 1106 gehörte Mondsee
den Regensburger Bischöfen. Bis 1506 gehörte das Mondseeland
zum Herzogtum Bayern. Danach ging es in den Besitz
der Habsburger über.
Der
30. Abt von Mondsee, Konrad II. (etwa 1080 oder 1090 bis 1145),
dessen Reliquie in der Basilika aufbewahrt wird,
führte eine geistliche und wirtschaftliche Reform
des Klosters durch. Damit gelang es ihm, die gelockerte Klosterzucht
zu festigen und das verschleuderte Kirchengut Mondsees
wieder zu sichern.
Durch sein kluges und maßvolles Vorgehen
verschaffte er sich unter den Mönchen große Beliebtheit
und konnte damit die Einhaltung der strengen Regeln der Ordensdisziplin
wiederherstellen. Abt Konrad II wurde als Märtyrer
im Dienste der Kirche Opfer eines Mordanschlags. Nach seinem
Tod setzte die Verehrung als Seliger ein. Seine
Gebeine wurden kostbar gefasst und in einem Schrein vor dem
Wolfgangsaltar aufgestellt. Zum 600. Todestag des Abtes, im
Jahr 1745, wurde das mit teuerem Ornat besetzte Skelett
über dem Tabernakel des Hochaltars platziert. Die Pfarre
Mondsee feiert alljährlich sein Gedächtnis
am 15. Jänner, seinem Todestag.
1791 wurde das Kloster unter Kaiser
Leopold II. aufgehoben. 1810 erhielt der bayerische
Feldmarschall Carl Philipp von Wrede das aufgelassene Kloster Mondsee als Schloss mit eigener Herrschaft, Wrede
blieb auch nach der Rückgabe des Gebiets an Österreich der Eigentümer.
Der Ort Mondsee auf einem alten Foto von Eduard Zillich (1948)
Nachdem in der ehemaligen Stifts-
und heutigen Pfarrkirche zum Heiligen Michael die Hochzeitsszene des zum Klassiker gewordenen Films "Sound
of Music" mit Julie Andrews und Christopher
Plummer gedreht wurde, ist die Basilika zu einem
Besuchermagnet geworden.
Die Basilika zum Heiligen Michael
Scharen von japanischen, amerikanischen
und weiteren Touristen aus der ganzen Welt werden busweise nach
Mondsee gebracht, damit sie die weltberühmte Film-"Location"
besichtigen können.
Auch deshalb ist sie heute eine der
meist fotografierten Kirchen der Welt. 2005 wurde sie von Papst Johannes Paul II zur Basilika erhoben.
Trailer von "The sound of music" []
Man kann dabei nur hoffen, dass
die Besucher es nicht verpassen, die herrliche spätgotische
Kirche auch als das zu sehen, was sie auch ohne die Hollywood-Einlage
immer schon war: eine Kirche mit einer außergewöhnlich
schönen und prunkvollen, Ende des 17. bis Anfang 18.
Jahrhunderts geschaffenen barocken Innenausstattung des Bildhauers Meinrad Guggernbichler.
1867 begann der Fremdenverkehr
in Mondsee, die erste Dampfschifffahrt startete 1872. 1891
erfolgte der Anschluss an die Salzkammergutlokalbahn.
Die letzten Zugfahrten fanden im Sommer 1958 im Zuge der Gleisabtragung
statt. Jetzt denkt man anscheinend ernsthaft daran, ein Teil
dieser Strecke aus Nostalgiegründen wieder aufleben zu
lassen.
Salzkammergut-Architektur zum Träumen
Dass eine so herrliche
Gegend wie das Salzkammergut einen hohen Freizeitwert
für ihre Besucher zu bieten hat, wundert nicht. Wandern,
reiten, klettern, schwimmen, surfen, segeln, golfen und vieles
mehr bietet das Mondseer Land. Ein Wermutstropfen: Am Mittelmeer
ist das Wetter sicherer! An den im Sommer nicht seltenen
grauen Regentagen hat der Besucher aber eine wunderbare
Option: den Besuch der weniger als 30 km entfernten Stadt Salzburg.
Abends auf dem See unterwegs (im Hintergrund die Drachenwand)
Der Marktplatz von Mondsee mit seinen gediegenen Bürgerhäusern hat sein heutiges
Aussehen erst nach dem großen Brand von 1774 erhalten.
Sorgsam ist man in der Bürgerschaft bedacht, den Charakter
dieses Platzes zu erhalten. Nachdem er zur Fußgängerzone
umfunktioniert wurde, hat er, auch bedingt durch die Nähe
zur Basilika, einen verstärkten intimen Charakter bekommen,
als Treffpunkt, Flanier- und Aufenthaltsort zugleich.
Sommerabend-Konzert der Bürgermusikkapelle Mondsee
Auch das Kulturleben kommt
in Mondsee nicht zu kurz. Fünf Musikkapellen, Trachtenvereine,
Sängerensembles, Theaterspielgemeinschaften und eine Musikschule
bilden ein enges kultursoziales Netzwerk für die Bewohner
des Ortes und der Region.
Ein Höhepunkt der kulturellen Saison bilden die Aufführungen des von Franz Löser in Mundart verfassten Mysterienspiels "Mondseer Jedermann". Diese von Hugo von Hofmannsthal genehmigte Fassung wird seit dem Jahre 1922 (also nur zwei Jahre später als die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele) alljährlich in Mondsee aufgeführt.
Jedermann (Willi Meingast) und der Tod (Andreas Walzi)
Charakteristisch für die Mondseer Fassung ist die Betonung auf die Tradition der bäuerlichen und bürgerlichen Kultur. Beeindruckend und interessant ist unter anderem, dass die allegorischen Figuren (der Tod, der Mammon, der Teufel, ...) weitgehend Hochdeutsch, die natürlichen Figuren aber in Mondseer Dialekt sprechen.