Als ich das erste
Mal an der Stadt Eisenerz vorbeifuhr, fand ich die berühmte Industriestadt
nicht gerade einladend. Die großen Arbeitersiedlungen
wie das Voest-Werksgelände vermiesten mir den Eindruck,
die anziehenden Ecken der (fast) autofreien Altstadt sah ich
nicht.
Um so beeindruckender
fand ich den Erzberg mit seinen gelbbraunen Stufen,
die, zusammen mit den Schneeresten, den Steinbrocken und
den Wasserpfützen, mir wie ein riesiges abstraktes Muster
erschien, das mich fast an ein Kunstwerk denken ließ.
Unter dem düsteren
Himmel bekam die kahle, von Menschenhand zerstörte
Landschaftsenklave beinahe Züge
einer faszinierender Unterwelt.
Die Stadt Eisenerz liegt in der Steiermark, nordöstlich der Eisenerzer Alpen und südwestlich des Hochschwabs und ca 25 km nordwestlich
der Bezirkshauptstadt Leoben. Die Geschichte des Ortes ist
seit jeher fast ausschließlich vom Erzabbau geprägt. Die Bewohner verdienten
in den vergangenen Jahrhunderten damit ihren Lebensunterhalt.
Der Erzberg gehört zu den bekanntesten Bergen in Österreich und ist nach wie vor eine der größten touristischen
Attraktionen der Steiermark.
Die reichlichen Eisenerzvorkommen des Erzbergs sollen auf einen Wassermann zurückzuführen sein. Laut der Sage vom Wassermann wurde in uralten Zeiten von
der Eisenerzer Bevölkerung durch eine List
ein Wassermann, der aus den Fluten einer Wassergrotte aufgetaucht
war, gefangen genommen. Er wehrte sich mit seiner ganzen Kraft, aber es half nichts. Sie führten ihn ins Tal hinunter, und als sie an der Stelle
ankamen, an der man erstmals den Erzberg sehen kann, wollte der Wassermann nicht mehr weiter. Er jammerte,
tobte und schrie und versprach schließlich
für seine Freilassung große Schätze.
Der Wassermann wird gefangen genommen
Daraufhin fragten ihn die Leute: "Was willst du uns geben?" Und
der Wassermann schlug ihnen vor: "einen gold'nen Fuß
(Gold für zehn Jahr),
ein silbernes Herz (Silber für hundert Jahr) oder einen
eisernen Hut (Eisen für immerdar)".
Da riefen die Eisenerzer wie aus einer Stimme: "Den eisernen
Hut, den wollen wir haben, Eisen auf immerdar!" Da zeigte ihnen
der Wassermann den Erzberg und sagte: "Sehet,
dort steht er, dort ist jener Berg, der Euch in Ewigkeit das
Eisen geben wird!" So bekam das Fabelwesen wieder
die versprochene Freiheit und verschwand in einer Karstquelle, die seitdem
als Wassermannloch bekannt ist.
Das alte Rathaus
1230 wurde das Gebiet zum
ersten Mal in einer Urkunde unter dem Namen Aerze erwähnt.
1293 in einer weiteren Urkunde der Name Eisenärzt. 1453 wurde der Stadt das Marktrecht verliehen.
Bis Ende des 15. Jahrhunderts blühte der Erzabbau am Erzberg,
aber der Dreißigjährige Krieg brachte das Eisenwesen
fast gänzlich zum Erliegen.
Auf dem Bergmannsplatz
Im 19. Jahrhunderts übernahm
schließlich das Land Steiermark den Bergbau und es wurde die "Innerberger Hauptgewerkschaft"
gegründet, die den Erzberg bis 1881 verwaltete
und bewirtschaftete. In diesem Jahr wurde sie von der "Oesterreichisch-Alpinen
Montangesellschaft" abgelöst, die mit dem Etagen-Abbau am Erzberg
begann, der dem Berg die heute so charakteristische Form
gegeben hat.
Ortsaussicht
Über Jahrhundete hatte der Erzberg Arbeit und Wohlstand nach Eisenerz gebracht. Als aber Mitte der 1960er Jahre die menschliche Arbeitskraft im Bergbau durch Maschinen ersetzt wurden, begann der Abstieg. Konnten einst mehr als 4.500 Menschen in Arbeit stehen, so sind es heute weniger als 200. Und seit den 1950er Jahren schrumpfte die Bevölkerung von Eisenerz auf fast ein Drittel, die heutigen 4.800.
Der Erzberg
Das Bergwerk unter Tage wurde erst 1986 geschlossen,
womit Jahrhunderte mühsamer und gefährlicher Arbeit ihr Ende fanden. Wie arbeitsintensiv diese einst war, lässt sich
aus einigen Zahlen ersehen. Während des Zweiten Weltkriegs
arbeiteten hier mehr als 8000 Menschen für die Hermann-Göring-Werke.
Und auch nach dem Krieg
zählte man 1958 noch 4500 Knappen.
Mit dem "Hauly" unterwegs auf dem Erzberg
Heute werden Besucher aus aller Welt dazu eingeladen, auf
der Ladefläche eines umgebauten Schwer-Lkws, eines gigantischen,
860 PS-starken Muldenkippers, der "Hauly" genannt wird, den Erzberg zu befahren. Dieser Koloss ist 11,5 m lang,
5,5 m breit, und 4,5 m hoch. Sein Gewicht beträgt
55 Tonnen. Vor seinem Umbau zum größten Touristenaxi der
Welt konnte er 77 Tonnen Gestein aufnehmen. Heute können
64 Besucher in dem umgebauten Fahrzeug Platz
nehmen. Die offizielle Bezeichnung lautet Haulpark
Truck 85 C. Er wurde 1980 in Illinois in den USA von der
Firma WABCO gebaut und war 11 Jahre am Steirischen Erzberg
im Einsatz.
Unterwegs im Bergwerk
Die Arbeit der Knappen im Erzberg, wie sie einmal war, kann man heute
nur noch annähernd im Schaubergwerk Eisenerz nachzuvollziehen, im Rahmen einer Führung
durch den unterirdischen
Labyrinth aus stillgelegten Stollen.
Als Sehenswürdigkeiten von Eisenerz ist an erster Stelle die Eisenerzer Pfarrkirche St.Oswald zu nennen, die eines der ältesten und eindrucksvollsten Wehrkirchenbauwerke Österreichs darstellt.
Der Schichtturm
Ein weiteres Wahrzeichen von Eisenerz ist der Schichtturm, ein Renaissanceturm, den man von der Altstadt aus über über einen Kreuzweg oder kurze Serpentinen erreicht. Vom Schichtturm aus hat man einen Blick wunderbaren Blick über die Stadt, den Erzberg und das Gebirge.
Im Norden des Gemeindegebietes
liegt der Leopoldsteinersee, ein malerischer Bergsee,
der in heißen Sommern zu einem kühlen Bad einlädt.
In den Gassen der Altstadt
Eisenerz ist eine historisch gewachsene Stadt, deren Ursprung auf die Zeit um das Jahr 700 zurückgeht. In der fast intakten Altstadt befinden sich zahlreiche architektonische Schmuckstücke. Nur die Peripherie ist durch hässliche Massensiedlungen, die in der Zwischenkriegszeit für die damals wachsende Zahl der Bergarbeiter und ihre Familien gebaut wurden, ziemlich verunstaltet worden. Seit 2007 versucht die Stadt mit dem Rückbauprogramm re-design Eisenerz, den sinkenden Einwohnerzahlen gerecht zu werden und auf vielfältige Weise Strategien für Rückbau, Umnutzung und Zentrumsentwicklung umzusetzen.
Ein sehr interessantes Video über Eisenerz und die Hochsteiermark ist in der BR-Mediathek su sehen.
Seit 1995 findet in Eisenerz alljährlich im Mai oder Juni das größte Motorradrennen seiner Art in Europa statt, das Erzbergrodeo.
Das Erzbergrodeo ist spannender als der spannendste Hollywood-Thriller. Das anerkannt härteste Gelände-Eintagsrennen der Welt verlangt den Motorradfahrern wirklich alles ab - Fahrkönnen, Kondition und viel Mut.
Erzberg: Ein ganz
verkorkster Fall
Hochschwab: 50 ausgewählte Wanderziele
im 'Steirischen Gebirg'