Schloss Artstetten, Sommerresidenz von Erzherzog Franz Ferdinand
Etwas abseits der Wachau liegt, inmitten eines wunderschönen Parks, das Schloss Artstetten, in dem das Andenken an Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Habsburg bewahrt wird, der im Jahr 1914 zusammen mit seiner Frau Sophie von Hohenberg in Sarajevo einem Attentat zum Opfer fiel.
Schloss Artstetten liegt in der Marktgemeinde Artstetten-Pöbring im Bezirk Melk (Niederösterreich). Es ist im Besitz der Familie Hohenberg.
Luftaufnahme von Schloss Artstetten
Der architektonisch sehr ansprechende Bau, der urkundlich erstmals im Jahr 1263 erwähnt wurde, wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut. Bis ins 15. Jahrhundert war das Schloss im Besitz der Familie von Aerendorf. Nach zahlreichen Besitzerwechseln wurde es 1823 vom "Blumen-Kaiser" Franz I. von Österreich erworben.
Seine Frau Karolina Augusta legte nach geomantischen Richtlinien (Geomantie ist eine nicht-wissenschaftliche esoterische Lehre, wie man Lebensräume nach den Bedürfnissen der menschlichen Seele im Einklang mit der Ortskraft gestalten kann) eine Kastanien-Allee mit den zwei Springbrunnen an, die es heute noch in dieser Form gibt. Karolina Augusta war die Tochter von König Maximilian I. Joseph von Bayern. Nach ihr sind u.a. die Karolinengasse in Wien benannt, das Museum Carolino Augusteum und die Karolinenbrücke in Salzburg, das Karolinen-Gymnasium in Rosenheim sowie der Charlottenplatz und die Charlottenstraße in Stuttgart.
1852 ging Artstetten in den Besitz von Erzherzog Franz Karl (dem Vater von Kaiser Franz Josef), der es 1861 seinem dritten Sohn, Carl Ludwig, überschrieb. 1889 übergab Erzherzog Karl LudwigArtstetten seinem ältesten Sohn, Franz Ferdinand von Österreich-Este, der das Schloss und den Park nach seinen Vorstellungen umbaute. Seitdem sieht es so aus, wie wir es heute kennen: ein quadratischer, von sieben charakteristischen Türmen flankierter Mittelbau.
Franz Ferdinand von Österreich-Este, der seit 1896 Thronfolger von Österreich-Ungarn war, entschied sich aus Liebe dazu, eine nicht standesgemäße Ehe mit Sophie Gräfin Chotek einzugehen, einer Hofdame aus böhmischem Adel. Aus diesem Grund musste er sich damit einverstanden erklären, dass seine Nachkommen auf den Thron verzichten müssten. Am 1. Juli 1900 heirateten Franz Ferdinand und Sophie. Es handelte sich um eine so genannte morganatische Ehe, eine Form der Ehe im europäischen Adel, bei der ein Ehepartner von niedererem Stand war als der andere. Die Nachkommen traten nur in die Rechte des standesniedrigeren Ehepartners, sie waren z.B. in der Regel nicht erbberechtigt und von der Thronfolge ausgeschlossen. Um die protokollarischen Komplikationen zu mildern, verlieh Kaiser Franz Joseph 1909 der Gräfin den Titel Herzogin von Hohenberg und gestattete ihr, ab sofort den Titel Hoheit zu führen. Franz Ferdinand wusste auch, dass er nicht zusammen mit Sophie in der Kaisergruft in Wien beigesetzt werden konnte. Deshalb ließ er 1910 unter dem Chor der Schlosskirche eine Familiengruft errichten.
1914 erbte nach dem Tod seiner Eltern in SarajevoMaximilian Herzog von Hohenberg, der damals erst zwölf Jahre alte Sohn des Thronfolgers, das Schloss. Er und seine Geschwistern waren aus den oben beschriebenen Gründen von der Thronfolge ausgeschlossen.
Statue "Schwur des Hannibals"
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde Maximilian von Hovhenberg enteignet und mit seinem Bruder Fürst Ernst in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert, weil sie sich für die Selbstständigkeit Österreichs ausgesprochen hatten. Maximilian wurde nach einem halben Jahr entlassen, während Ernst in andere Konzentrationslager verlegt wurde und erst 1943 freigelassen wurde.
Der enteignete Familienbesitz kam nach der Zeit des Nationalsozialismus zunächst an die Republik Österreich. Nach dem Krieg wählten die Einwohner Artstettens mit der Zustimmung der sowjetischen Besatzungsmacht Maximilian zum Bürgermeister, eine Funktion, die er zweimal fünf Jahre lang ausfüllte. Erst 1949 wurde das Schloss von der Republik Österreich wieder an Maximilian zurückgegeben, der es 1962 seinem Sohn Franz vererbte.
Nachdem Franz Hohenberg 1977 frühzeitig gestorben war, wurde Schloss Artstetten samt Forst- und Landwirtschaft von seiner Witwe der ältesten Tochter Anita überschrieben, die das Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum gründete und das Schloss renovierte. Aus der Ehe von Anita Hohenberg mit dem französischen Grafen de la Poëze d´Harambure stammen vier Kinder, die sich heute zusammen mit ihrer Mutter für das historische Familienerbe einsetzen. Seit 1982 befindet sich in einem dazugebauten Teil des Schlosses das Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum. Die erste Ausstellung "Von Mayerling bis Sarajewo" wurde durch die Ausstellung "Thron oder Liebe" ersetzt, die den Besuchern Einblick in das Leben des Thronfolgers und seiner Familie gewährt.
Neben der Ausstellung "Thron oder Liebe" werden auch jährliche Sonderausstellungen veranstalte. Die Sonderausstellung 2014: "Regieren & Verlieren: Kaiser Karl - Eine Herausforderung zum Frieden". Seit 2007 wird Anita Hohenberg von ihrem drittgeborenen Sohn Gabriel, einem geprüften Forstwirt, in der Leitung des Familienunternehmens unterstützt.
Gespräch mit Anita Hohenberg
Geöffnet: Vom 1. April bis 1. November, täglich von 9.00-17.30 Uhr (Kassaschluss 17.00 Uhr). Führungen nur gegen Voranmeldung. Sie sind aber auch im Winter möglich.
Das Schloss-Caféist von Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 12:00 - 17:30 Uhr geöffnet.