Immer schneller, lauter, hektischer. Unser Alltag lässt wenig Raum zum Innehalten. Allzu viele schöne Orte Österreichs wurden längst von der Tourismusindustrie entdeckt, "erschlossen" und vermarktet. Parkplätze, Liftanlagen, Skipisten, Schneekanonen, Après-Ski-Einrichtungen, Hotelanlagen – es sollen Menschenmengen kommen, Geld ausgeben und "Spaß" haben. In anderen Worten: Die Stille ist weg.
Gibt es in den österreichischen Bergen noch Urlaubsorte, die sich der touristischen Erschließungswelle entziehen konnten und die "klein und fein" geblieben sind? Wo "Rummel" noch ein Fremdwort ist?
Ja - es gibt sie, aber man muss sie suchen.
Die Steirische Krakau ist seit 2015 eine Gemeinde im Bezirk Murau. Sie entstand im Rahmen der Steiermärkischen Gemeindestrukturreform aus den Gemeinden Krakaudorf, Krakauhintermühlen und Krakauschatten. Die Steirische Krakau ist Teil der Bergsteigerdörfer-Initiative des ÖAV.
Eingebettet zwischen Sölkpass und Preber liegt das Wander- und Luftkurortgebiet "Steirische Krakau“. Mit dem Günster Wasserfall, dem höchsten Wasserfall (Fallhöhe 65 Meter) der Steiermark, zahlreichen Gipfeln, kristallklaren Bergseen, urigen Almen und Hütten und einer naturbelassenen Landschaft ist die Krakau ein Geheimtipp für Ruhesuchende und Naturgenießer. Die Steirische Krakau ist ein ideales Wandergebiet. Die Möglichkeiten reichen von gemütlichen Talwanderungen bis zu anspruchsvollen Bergtouren.
Steirische Krakau
Die steirische Krakau ist ein Hochtal am Südfuß des Hauptkammes der Niederen Tauern, die Höhenlage des Talbodens geht von 1100 m im Osten auf 1400 m im Westen. Die umrahmenden Gebirgskämme erreichen mit ihren Hauptgipfeln mehr als 2700 m. Die Krakau hat ein günstiges Klima: Wie der benachbarte Lungau ist sie besonders niederschlagsarm und sonnenreich, vor allem im Winter. Das ist der gut durchlüfteten Ost-West-Ausrichtung des Tales zu verdanken.
Wie am Prebersee im benachbarten Lungau, gibt es auch am Schattensee im Hochtal der Krakau den Brauch des Wasserscheibenschießens. Es handelt sich dabei um eine Schießsportart, bei der nicht direkt die Zielscheibe anvisiert wird, sondern deren Spiegelbild auf einer ruhigen Wasseroberfläche. Die von der Wasseroberfläche abprallende Kugel muss die über dem Wasser hängende Zielscheibe treffen.
Bereits 1903 wurde in einer Dissertation von Carl Ramsauer über diese Art des Schießens und über die physikalischen Zusammenspiele geforscht. Eine wichtige Rolle spielt vermutlich das hohe physikalische Gewicht des Moorsees. Durch die Dichte seines Wassers prallt die Kugel ab und trifft die am Festland aufgestellte Scheibe.
Brauchtum und Tradition spielen im Krakautal eine große Rolle. Einer der ältesten Fastnachtsbräuche in der Steiermark ist das sogenannte Faschingsrennen (bzw. Faschingslaufen) am "Damisch Mountog" (Rosenmontag). Es ist ein Zug mit vielen traditionellen Figuren. Traditionell bunt gekleidete Burschen und Männer mit Spitzhüten laufen von Gehöft zu Gehöft, um das Ende von Schnee und Eis anzukündigen.
Faschingsläufer
Angeführt von einem Vortänzer, dem Wegauskehrer, der vor einigen Höfen zuerst meterhohe Spannketten überwinden muss, bevor die nachfolgenden Schellläufer von den Bauern zu Speis und Trank eingeladen werden. Ihm folgen Rosshändler, Schinder und Schmied, Hühnergreifer, Figuren aus dem früheren bäuerlichen Alltag.
Ein interessanter Sommerbrauch ist der Samsonumzug. An den sogenannten Prangtagen in Krakaudorf, zu Fronleichnam und zu St. Oswaldi (1. Sonntag im August) marschieren die Prangschützen in Grenadieruniform zur feierlichen Prozession. Am Nachmittag zieht dann der Samson durch den Ort. Der Samson ist eine etwa 8 m hohe und 70 kg schwere Figur mit schwarzem Haar und Bart, einem Kürassierhelm auf dem Kopf, eine Hellebarde in der rechten Hand, Schwert und Eselskinnbacken in der linken Hand und über den langen gestreiften Kittelrock ein rotes Schulterkleid. Die Samsonfigur ist eine Tradition, die hauptsächlich in vielen Orten des benachbarten Lungaus ausgeübt wird. Der Riese wird bei seinem Umzug von der Blaskapelle des jeweiligen Ortes begleitet. Beim Zug durch den Ort geht die Blaskapelle stets voran und spielt Traditionsmärsche österreichischer Komponisten. Nach jeder Ehrensalve, die vom Hauptmann der Prangschützen ausgerufen wird und die Geehrten eine erhebliche Anerkennungsspende kostet, tanzt der Samson nach dem Takt der Blasmusik.