Im Jahr 1816 verfasste der österreichische Priester und Dichter Joseph Mohr in Mariapfarr im Lungau den Text von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Form eines Gedichtes. Im August 1817 kam er nach Oberndorf bei Salzburg, um den dortigen Pfarrprovisor Josef Kessler zu unterstützen.
Am 30. Dezember 1854 beschrieb der Organist und Lehrer Franz Xaver Gruber in der
Franz Xaver Gruber
„Authentischen Veranlassung“ die Entstehungsgeschichte des weltberühmten Liedes: „Es war am 24. Dezember des Jahres 1818, als der damalige Hilfspriester Herr Joseph Mohr bei der neu errichteten Pfarre St. Nicola in Oberndorf dem Organistendienst vertretenden Franz Gruber (damals zugleich auch Schullehrer in Arnsdorf) ein Gedicht überreichte, mit dem Ansuchen eine hierauf passende Melodie für 2 Solostimmen samt Chor und für eine Gitarre-Begleitung schreiben zu wollen. Gruber überreichte noch am 24. Dezember 1818 dem Musik kundigen Mohr seine Komposition. Da diesem das Lied gefiel, wurde es noch am selben Abend im Rahmen der Christmette gesungen. Mohr sang dabei Tenor und übernahm die Begleitung mit der Gitarre, Gruber sang Bass. Das Lied fand bei der Oberndorfer Bevölkerung, die damals hauptsächlich aus Salzach Schiffern und Schiffbauern bestand, allgemeinen Beifall“.
Die Glasfenter der Stille-Nacht-Capelle in Oberndorf
In der „Authentischen Veranlassung“ steht nichts über die Motive, die zur Entstehung des Liedes führten. Einer Legende nach sei jedoch die Orgel in der Oberndorfer Kirche wegen ihres schlechten Zustands nicht bespielbar gewesen. Deswegen hätten die beiden Autoren für den Heiligen Abend ein Lied ein Lied
mit Gitarrenbegleitung schufen.
Joseph Mohr
Es war also der 24. Dezember 1818, als „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in der St.-Nikolaus-Kirche in Oberndorf bei Salzburg seine Welturaufführung durch die beiden Autoren erfuhr.
Der Text und die Melodie des Liedes begeisterten die in der Kirche anwesenden
Gemeindemitglieder. An jenem Abend, als die zwei Männer, unterstützt von dem Chor, vor dem Hauptaltar in der Kirche standen und zum ersten Mal das Weihnachtslied sangen, ahnten sie kaum, welchen Erfolg ihre Komposition in der ganzen Welt haben würde.
Dass dieses Lied aus dem kleinen Dorf in das Land hinausgetragen
wurde, wird dem Orgelbaumeister und Handwerker Karl Mauracher aus Fügen im Zillertal
zugeschrieben.
Mauracher kam in der folgenden Zeit mehrere Male nach Oberndorf, um die Orgel zu überholen. Während er in der Kirche St. Nikolaus arbeitete, bekam er eine Kopie der Komposition und nahm sie mit nach Hause.
Von Mauracher wurde das Lied auch an eine andere Zillertaler Händler- und Sängerfamilie weitergegeben, an die Strasser in Laimach bei Hippach. Sie nahmen das Lied in ihr Repertoire auf und – so meldete das Leipziger Tageblatt – sangen es in Leipzig im Dezember 1832. Das Lied erntete einen stürmischen Beifall.
Von da aus trat „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ seinen
Siegeszug durch die deutschen Länder
Die Entstehung des Liedes
wurde 1997 von Franz Xaver Bogner verfilmt
Das ewige Lied
Film (mit Tobias Moretti)
und um die ganze
Welt an. Als das Lied in ganz Europa berühmt war, war Joseph Mohr bereits tot und der Komponist unbekannt. Obwohl Franz Xaver Gruber der Musikverwaltung in Berlin geschrieben hatte, dass er der Komponist sei, wurde jahrelang angenommen, dass es ein Werk Mozarts, Haydns oder Beethovens sei. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ist es zu verdanken, dass die Autoren heute noch bekannt sind: Seine Hofkapelle wandte sich 1854 an das Stift Sankt Peter (Salzburg) mit der Bitte um eine Abschrift des Liedes. Auf diesem Weg stieß man eher zufällig auf den noch lebenden Komponisten Franz Xaver Gruber, der daraufhin seine „Authentische Veranlassung zur Composition des Weihnachtsliedes 'Stille Nacht, Heilige Nacht'“ handschriftlich verfasste.
Dennoch dauerte die Kontroverse um die Urheberschaft der Melodie bis ins 20. Jahrhundert. 1995 wurde sie endgültig beendet, als ein lange verloren gegangenes Manuskript von „Stille Nacht“, das einzige „Stille Nacht“-Autograph aus der Hand von Mohr, beglaubigt wurde. Das Autograph war vor 1830 entstanden und seine Untersuchung legte nahe, dass sich die Datierung „1816“ auf den Zeitpunkt der Abfassung des Textes bezog. In der oberen rechten Ecke des Schriftstückes hatte Mohr geschrieben: „Melodie von Fr. Xav. Gruber“.
Gebräuchliche Fassung des Liedes
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft; einsam wacht
Nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh!
Schlaf in himmlischer Ruh!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel Halleluja.
Tönt es laut von Ferne und Nah:
Christ, der Retter ist da!
Christ, der Retter ist da!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn! O wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund,
Christ in deiner Geburt!
Christ in deiner Geburt!
Stille Nacht, heilige Nacht gilt heute als das bekannteste Weihnachtslied der Welt. Es ist in Österreich, wo es komponiert wurde, als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums zum Immateriellen UNESCO-Kulturerbe erklärt worden.
Stille Nacht, Heilige Nacht (die schönsten Advents- und Weihnachtslieder)
Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf ist inzwischen zur Touristenattraktion geworden.
Jedes Jahr pilgern Tausende Menschen aus der ganzen Welt nach Oberndorf und feiern am 24. Dezember die Gedenkmesse zu Ehren der beiden Autoren. Das Museum neben der Kapelle schildert die Entstehungs-
und Verbreitungsgeschichte des berühmten Weihnachtsliedes und die Geschichte der
Stadt Oberndorf seit römischer Zeit.
Die in Oberndorf beheimatete Stille-Nacht-Gesellschaft widmet sich der weiteren Erforschung der Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte des Liedes.
Während des Ersten Weltkriegs, am 24. Dezember 1914 und an den folgenden Tagen, kam es an einigen Abschnitten der Westfront, vor allem in Flandernzwischen Deutschen und Briten, zu spontanen Fraternisierungen. Diese von der Befehlsebene nicht autorisierte Waffenruhe kennt man unter dem Namen Weihnachtsfrieden.
Auf beiden Seiten gab es immer noch ein christliches Bewusstsein von Weihnachten als Fest der Nächstenliebe, was in Weihnachtsliedern zum Ausdruck kam, die von den Soldaten in ihren Schützengräben gesungen wurden. Irgendjemand fing zunächts an zu summen, stimmte dann „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ein. Dann sangen Hunderte. Bald hörte man von der anderen Seite der Front "Silent night, holy night" erklingen.
Anders als in den späteren Kriegsjahren waren Kirchen und Dörfer noch nicht völlig zerschossen und die Soldaten konnten noch Überreste menschlicher Zivilisation und Kultur an der Front demonstrieren.
Ein Familienbuch
Stille Nacht, Heilige Nacht
Die Erfolgsgeschichte eines Weihnachtsliedes