Ich war etwa fünf Jahre alt. Wir lebten damals in einem kleinen Ort in der Nähe des Mondsees im Salzkammergut. Draußen war es eisig und bereits dunkel, als ein Rasseln von Ketten und ein undefinierbarer Lärm zu unseren Ohren drangen. Dann klopfte es an der Tür und - der Nikolaus stand vor uns. Die Angst war weg, aber die Verwunderung groß. Der freundliche Mann mit Rauschebart und Bischofsmütze beschenkte uns (brave) Kinder. Wie tief hat sich diese Szene in meinem Gedächtnis eingepräg!
Der Heilige Nikolaus ist einer der populärsten Heiligen der katholischen Kirche, dessen Festtag, der 6. Dezember, mit vielen Bräuchen verbunden ist.
In ganz Österreich und Südtirol (aber auch in Bayern) kommt der Heilige Nikolaus(Nikolo) am Abend des Nikolaustags am 5. Dezember (mancherorts am 6. Dezember) mit seinen Krampussen (Kramperln, Klaubaufen, Ganggerln, etc.). Während der Nikolaus die Kinder, die das Jahr über brav waren, mit Geschenken belohnt, rasseln die bösen, teufelartigen Krampusse mit Ketten und erschrecken die Kinder, die böse waren. Im Berchtesgadener Land wird der Nikolaus auch von einem „Nikoloweibl“ begleitet.
Nikolo und Nikoloweibl
Der Gaben spendende,
gütige Heilige Nikolaus, dessen historisches Vorbild im
vierten Jahrhundert n. Chr. in Kleinasien lebte, zieht
mit wallendem Wattebart, Bischofsmütze und Krummstab von
Haus zu Haus und von den finsteren, lärmenden und Angst einflößenden
Krampussen begleitet. In manchen Gegenden steht die Darstellung
des Nikolaus als Verkörperung des Guten, als Freude bringender,
belohnender Bischof im Vordergrund, und der Krampus als
Vertreter des Bösen und der Strafe spielt nur die Rolle
eines Furchtmittels bei der Kindererziehung, in anderen Orten
wirkt der Heilige eher blass und ist fast zu einer Randfigur
geworden. Leider wurden die Auftritte der Krampusse mancherorts zur reinen Schau, was den ursprünglichen Charakter des Brauches völlig verdrängt.
Der Heilige Nikolaus in Vorarlberg (Foto von Friedrich Böhringer / Lizenz)
In Stilfs im Vinschgau laufen die Scheller mit
bunten Tuchflicken bekleidet und schwere Kuhschellen tragend,
zusammen mit den in Tierfelle gehüllten Klaubaufen,
Ketten rasselnd, lärmend und schreiend am Abend des 5.
Dezembers beim sogenannten Kloosen durch die Ortschaft.
Nikolaus und Krampus - Hausbesuch
Im benachbarten
Mals wird an diesem Abend der Gaben bringende Bischof mit dem
ohrenbetäubenden Lärm von Kuhschellen und Bockshörnern
beim sogenannten Nikolaus-Aufwecken „geweckt“ im
Berchtesgadener Land wiederum sind es ganz in Stroh gewickelte Gestalten, die Buttmandln, und die Ganggerln (Teufeln),
die den Nikolaus begleiten.
Beim Nikoloumzug in Mitterndorf (Steiermark) knallen riesige
in Stroh gehüllte Maskengestalten (die Schabmänner)
ihre Peitschen beim Nikoloumzug.
Kinder, der Nikolaus kommt
Der Nikolausabend ist traditionsgemäß vor allem ein Tag der Kinder, da der Heilige Nikolaus seit Jahrhunderten als Wohltäter der Kinder verehrt wird. Der Brauch der Befragung der Kinder durch den Nikolaus, „ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien“, ist in diesem Brauch einer der wesentlichen Punkte. Ursprünglich war der Nikolaustag auch der Tag der Weihnachtsbescherung, was er in einigen Ländern auch heute noch geblieben ist.
Erst wegen der negativen Einstellung der Reformatoren zur Heiligenverehrung wurde die Bescherung vielerorts auf den Heiligen Abend verlegt, und Nikolaus als Gabenbringer vom Christkind abgelöst. Leider hat sich im 19. Jahrhundert der US-amerikanische Brauch um Santa Claus entwickelt (dem Weihnachtsmann), die heute weltweit dominierende und kommerzorientierte Variante des Heiligen Nikolaus. Kirchliche Verbände versuchen seit einigen Jahren, den Unterschied zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann wieder bekannt zu machen.
Auch wurde die Figur des Heiligen Nikolaus längst als pädagogisch nicht korrekt eingestuft. Sein treuer Geselle, der Krampus, wird wegen seines ungestümen Wesens und seines Angst einflößenden Auftretens kritisiert, er selbst soll nicht mehr loben und schon gar nicht tadeln.
Ermahnungen der Kinder seien, so manche psychologisierende Kritiker, Aufgabe der Eltern und nicht eines bärtigen Mannes, der alles über die Kinder zu wissen scheint, und dadurch bei ihnen Ohnmachtsgefühle auslösen könnte. In anderen Worten: Der Trend geht hin zu einem Nikolaus, der ausschließlich einen netten alten Mann, der Geschenke bringt“ darstellt.
Weihnachtsbräuche in Österreich
Bischofskostüm komplett
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