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Das Ausseerland (Steiermark) ist eine der schönsten Landschaften Österreichs. Es war unter anderem auch Ort der Sommerfrische für den Wiener Hochadel und zahlreiche Künstler. Die Bevölkerung des Ausseerlands ist deshalb besonders kultur- und traditionsbewusst und das Land selbst gilt als „Trachteninsel Österreichs“. Der Fasching gilt im Ausseerland als die fünfte Jahreszeit. Während der drei Tage gibt es ein pausenloses Maskentreiben. Vor allem zwei traditionelle, nur im Ausseerland zu findende Maskentypen geben dem Ausseer Fasching seinen besonderen Charakter: die „Flinserl“ und die „Trommelweiber“. |
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Die Trommelweiber sind, ganz im Gegenteil zu den Flinserln, die Hochmut, Ruhe und Eleganz ausstrahlen, grob, bieder und laut. |
Die Trommelweiber ziehen mit viel Lärm durch die Gemeinden des Ausseerlandes, sollen sie doch – so die Überlieferung – die bösen Geister der Natur verjagen. Wahrscheinlich verdanken sie ihre Entstehung den Männerbünden, die in früheren Zeiten bei Unfällen und Naturkatastrophen in Aktion traten. Bis heute noch werden zu den Trommelweibern (mit der Ausnahme von Altaussee) ausschließlich Männer zugelassen. |
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Trommelweiber in Bad Aussee |
Ihren Namen verdanken die Trommelweiber den mitgeführten großen und kleinen Trommeln. Vor dem 2. Weltkrieg waren noch gut hundert Jahre alte Grenadiertrommeln im Einsatz, diese sind aber kaum noch erhalten. Außer den Trommeln sorgen auch einfache Topfdeckel dafür, dass eine beachtliche Lärmkulisse
erzeugt wird. |
Weiterer Namensgeber ist die getragene Frauenkleidung. Es handelt sich um ein Schlafgewand, das aus einem Spitzenhäubchen, einer Jacke, und einem Unterrock besteht. Im Gesicht wird eine Frauenlarve aus Papier oder Kunststoff getragen. |
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Trommelweiber in Bad Aussee |
Abgesehen von ihrer Kleidung geben sich die Trommelweiber recht männlich. Auch stillen sie ihren Durst mit einem typisch männlichen Getränk: einem Doppeltgebrannten. |
Treffpunkt der Trommelweiber in Bad Aussee ist der „Gasthof zur blauen Traube“ , dann ziehen sie unter großer Lärmentwicklung durch verschiedene Gasthäuser. Angeführt werden sie von einem „Obertrommelweib“ , das eine Fahne schwingt. An deren Spitze werden Wurstkränze und „Beugeln“ (ein ringförmiges Fastengebäck) aufgehängt. Und immer wieder spielen die Musikanten der Truppe den „Ausseer Fachingmarsch“. |
Die Teilnehmer sind nur „Bürger“ von Bad Aussee. Dazu zählen
auch zugezogene Geschäftsleute, die mindestens einige Jahre bereits in Bad Aussee leben. Früher sollten sie dazu auch noch Hausbesitzer sein. Aber mit den Veränderungen der Neuzeit und der damit verbundenen Auflösung der der Aufhebung der Trennlinie zwischen den sozialen Schichten werden auch diese Voraussetzungen nicht mehr so genau genommen. Diese Faschingsveranstaltung wird aber im Wesentlichen von einem traditionsbewussten Bürgertum getragen. |
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Trommelweiber in Bad Aussee |
Die Aufnahme in den erlauchten Kreis der Trommelweiber erfolgt vor dem Umzug in einem Gasthaus: Sie besteht im Wesentlichen aus dem Trinken einer Reihe von Schnäpsen, dem Nachsprechen eines Eides und dem Kuss der Trommelweiberfahne. Aber es soll auch vorgekommen sein, dass die Aufzunehmenden in einen mit Senf gefüllten Krapfen beißen oder scharfe Pfefferoni essen mussten. |
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Trommelweiber in Altaussee |
Die Bad Ausseer Trommelweiber tragen eine Fahne mit einem Flinserl, der Aufschrift „Hundertjähriges Jubiläum 1867“ und dem Spruch: |
„In hundert Jahrn ihr Leut' beinand!
Gibt's a no unsa Faschings-Gwand“ |
Die andere Seite ziert ein Trommelweib, und der Spruch: |
„Heut is da Faschingtag, heut sauf i was i mag,
heut mach i‘s Testament, s‘Geld geht zu End“ |
Außerdem steht auf dieser Seit noch der Satz: |
„In da narischen Zeit
San ma narische Leit“. |
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Dank der Verbreitung der Information um den Faschingsbrauch im Ausseerland in den Medien gibt es, neben der Zunahme der Anzahl von Besuchern, auch immer wieder Veränderungen und Erneuerungen des Brauches selbst. So haben sich die Trommelweiber seit den 1950er Jahren in die umliegenden Gemeinden und Ortsteile ausgebreitet. Jetzt gehen beispielsweise auch im Bad Ausseer Ortsteil Obertressen und in Strassen eigene Gruppen von Trommelweibern, die das Ortszentrum von Bad Aussee überhaupt nicht betreten. |
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Trommelweiber in Obertressen |
Gegründet wurden die Trommelweiber in Obertressen im Jahr 1956. Hier gibt es noch ein teils bäuerliches Umfeld und der Brauch hat bis heute seinen Echtheitscharakter beibehalten, sprich: Wenn die von einem Fahnenträger geführte Gruppe ausrückt und laut musizierend von Anwesen zu Anwesen zieht, geschieht dies weitgehend unter Ausschluss von aus der Ferne angereisten Zuschauern. Und das verleiht dem Brauch einen besonderen Charme. |
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Trommelweiber in Obertressen |
Die Trommelweiber – auch in Obertressen handelt es sich ausschließlich um Männer – treffen sich im Gasthaus Stieger, dem „Schnitzelwirt“. Auch hier handelt es sich um eine nicht zu überhörende närrische Gruppe. Es gehen
immerhin an die 30 Trommler und ein Dutzend Musikanten mit. |
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Trommelweiber in Obertressen |
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Seit den 1950er Jahren gibt es auch in Altaussee Trommelweiber. Unter den Musikanten der Trommelweiber in Altaussee sind auch Männer zu erkennen. Männer sind allerdings nur als Musikanten zugelassen. Die Spielleute sind von der Salinenmusik, sie werden gefolgt von Weibern in altmodischen Nachtgewändern und einfachen Masken. |
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Trommelweiber in Altaussee |
Es sind Frauen, nicht wie bei den anderen Trommelweibergruppen des Ausseerlandes, wo sich hinter den Masken Männer verbergen. Die Altausseer Trommelweiber sind tatsächlich (mit der genannten Ausnahme bei den Musikanten) nur Frauen. |
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Trommelweiber in Altaussee |
In den alpenländischen Fasnachtsbräuchen sind in der Tat Frauen die Ausnahme. Bei den Flinserln gehen Männer und Frauen, sie wurden noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Faschingsmandl“ und „Faschingsweibl“ bezeichnet. |
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Der Ursprung des Trommelweiber-Brauches soll auf die Knappen zurückgehen, die vor etwa 200 Jahren im Bischofsloch des Prebers (2741 m) Silber abbauten. Den kreisförmigen Tanz, das Radl oder Kranzl führten diese Bergleute zum ersten Mal auf. Der einzige Beleg der Existenz dieses Brauches ist auf der alten Fahne vermerkt – das Jahr 1767. Die Trommelweiber haben somit eine sehr alte Tradition. |
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