Um die Ursprünge des Nassereither Schellerlaufen gibt es Theorien wie Sand am Meer. Allzu oft wird immer noch von den Fremdenverkehrsvereinen das Adjektiv "uralt" verwendet, wenn von lokalen Bräuchen die Rede ist. Die Deutung des Treibens als altes heidnisch-kultisches Relikt ist wissenschaftlich inzwischen aber widerlegt worden. Im Zuge der Recherchen für das Nassereither Fasnachtsbuch ist es Prof. Dr. Wolfgang Pfaundler gelungen eine Erwähnung zu finden, die auf das Jahr 1740 zurückgeht.
Kehrer, Roller und Kübelemajen
Nach dem 2. Weltkrieg waren die Nassereither die Ersten in Tirol, die wieder in die Fasnacht gingen. Die französische Besatzungsmacht war so begeistert davon, dass sie für die Teilnehmer Wein und Weizenmehl zur Verfügung stellte. Seitdem gehen die Nassereither ohne Unterbrechungen in die Fasnacht. In den Jahren, in denen das alle drei Jahre veranstaltete Schellerlaufen nicht stattfindet, wird am "Unsinnigen Donnerstag" die sogenannte "Wilde Fasnacht" aufgeführt, in deren Mittelpunkt die Figuren der Karner, die Rußler und einige Sängergruppen stehen. Heute gehört Nassereith neben Imst, Telfs und Thaur zu den größten und schönsten Fasnachten im gesamten Alpenraum.
Wie bei den meisten Fasnachtsbräuchen werden auch in Nassereith sämtliche Masken ausschließlich von Männern verkörpert. Warum dies so ist, lässt sich auch aus der Geschichte heraus nicht eindeutig erklären. Ein Zusammenhang zur Hexenverfolgung und zu anderen dämonischen Dingen erscheint aber denkbar. Überlieferungen zufolge wurden Frauen, die während der Umzüge als Maske verkleidet erwischt wurden, kurzerhand in den Brunnen geworfen.
Kehrer
Der Bär und sein Treiber bilden das Herzstück der Nassereither Fasnacht. Der Treiber mit seiner grimmigen, hölzernen Maske verkörpert den Winter, der den Frühling - verkörpert durch den Bären - fest im Griff hat.
Der so genannte "schöne Zug" besteht aus Kehrer, Roller und Scheller. Der Kehrer gilt als die schönste Maske. Er trägt ein reich mit Stickereien verziertes buntes Kleid. Des weiteren hat er einen reich verzierten Reisstrohbesen. Seine Larve (Maske) stellt einen jungen Mann mit Schnur- und Spitzbart dar. Sein Kopfschmuck ist mit Bändern, Blumen und einem Spiegel verziert.
Kehrer und Roller
Der Roller trägt das gleiche Gewand wie der Kehrer, hat aber anstatt des Besens einen einfachen Stab und auf seinem Gürtel befinden sich kleine Röllchen, die beim Springen hell erklingen. Der Roller hüpft außerdem auf nur einem Bein. Auch er hat die Larve eines Jünglings aber ohne Spitzbart.
Der Scheller ist die markanteste Figur des Schönen Zuges. Er hat einen gewaltigen Bart und stellt einen starken Tiroler Mann dar. Er hat 4 riesige Schellen um, die bis zu 35 Kilogramm wiegen. Auch er trägt ein reich verziertes Gewand.
Scheller
Zu der Dreiergruppe gesellt sich noch ein Kübelemaje. Sie stellt eine junge Frau dar, Maje ist eine veraltete Bezeichnung für ein junges Mädchen.
Der Sackner stellt eine kräftig gebaute Frau dar. Der Sackner ist eine Ordnungsmaske, die Platz für die anderen Masken schaffen soll. Dafür dreht er sich im Kreis und nutzt einen mit Stoff und Sägespänen gefüllten Sack, der mehr oder weniger schwungvoll an den Hintern bzw. den Oberschenkel der Zuschauer geschlagen wird, um sie zum Platzmachen zu animieren.
Mohrenspritzer
Die einzigartig im Barock- und Rokokostil kostümierten (Spritzer (Mohrenspritzer und Engelsspritzer), flankieren und umkreisen tänzelnd ihre Gruppe. Ihre Kleidung besteht aus einem pelzverbrämten, kurzen, weiten Mantel und einem kurzen Röckchen besteht. Die Larve ist beim Engelspritzer eine helle Mädchenlarve, beim Mohrenspritzer eine dunkle Mohrenlarve. Af dem Kopf tragen beide eine Perücke, auf der eine Messingkrone mit Straußenfedern sitzt.
Schellerlaufen in Nassereith erläutert
Weitere Figuren der Nassereither Fastnacht sind die Ruaßler mit ihren mit hunderten von Stoffflecken bestückten Kleidern, die an die allemanische Fastnacht erinnern, die Karner, mit einem Blachenwagen, in dem die Karnermutter sitzt, die Besenbinder, Schirmbinder, Scherenschleifer und viele mehr.
Dieser große Fastnachtsbrauch hat über den Brauchtumswert hinaus auch große soziale Bedeutung, indem durch Monate hindurch die Vorbereitung zum Schellerlauf de facto die gesamete Bevölkerung in seinen Bann zieht und das Zusammengehörigkeitsgefühl steigert..