In Mutters, dem „schönsten Dorf Tirols“, ist der Namenstag
des Dorfpatrons Nikolaus ein ganz besonderer Festtag. Seit
mindestens 200 Jahren wird er mit dem sogenannten Bumsaschiaßn auf einzigartige Weise gefeiert. Schon um fünf Uhr morgens
und mehrmals am Tage, das Glockengeläute begleitend, krachen
von den Feldern oberhalb der letzten Häuser kanonenähnliche
Schüsse weit bis ins Inntal hinaus.
Die Mutterer behaupteten
sogar, dass man die Schüsse bei Frostwetter noch in der
über 30 Kilometer entfernten Stadt Schwaz hören
konnte. Es muss sich wohl um die Zeit vor dem Bau der Inntaler
Autobahn gehandelt haben! Ihr Lärm ist unschlagbar.
Die Burschen des Bumsa-Bewachungsverein
Die "Kanone"
ist in Wirklichkeit ein übergroßer (über drei
Meter langer), aus Fassdauben zusammengefügter Schalltrichter.
Es gibt auch eine kleinere Schwester, die "kleine"
Bumsa, mit etwas bescheideneren Dimensionen. Die Trichtermündung
hat einen Durchmesser von ca. eineinhalb Metern, doch das Mundstück
ist gerade so groß, dass der Lauf eines alten Tiroler
Vorderladers hineinpasst. Das Gewehr wird mit Schwarzpulver
gefüllt und abgeschossen. Durch diesen Holztrichter erhält
der Schuss eine außergewöhnlich starke Schallwirkung.
Die Prangerstutzen werden geladen
Vor einigen
Jahren mussten die Vorderlader erstmals durch Salutkanonen ersetzt
werden, als Folge der nicht mehr sicheren, veralteten Gewehre
und der strengeren Bestimmungen des neuen Österreichischen
Pyrotechnik-Gesetzes. In Zukunft will man es wieder mit Vorderladern
oder normalen Schützengewehren versuchen.
Geschossen wird auf Teufel komm raus
Beim Abendläuten
hört die "Bumserei" auf. Die Mutterer "Bumsa",
wie dieses alte Riesenmegaphon genannt wird, darf nur von
unverheirateten Burschen - unter denen auch kein lediges
Kind sein darf, so versicherte man mir - bedient werden.
Die "kleine" Bumsa
Böllerschießen, eine alte Tradition auf dem Weg zu neuem Leben
Dem Abbas
obliegt die Organisation. An den Tagen vor dem Nikolausfest
muss die Bumsa von den Bumsaschiaßern Tag
und Nacht bewacht werden, denn es ist - wie auch beim bayerischen
Maibaum-Brauch - Tradition, dass die Burschen des Nachbardorfes
Natters versuchen, die Bumsa zu stehlen, um mit ihr in
Richtung Mutters zu schießen, was zu entsprechende Raufereien
führt. Dies soll zum Leidwesen der Mutterer vor vielen
Jahren sogar einmal gelungen sein.
Böllerschießen, eine alte Tradition auf dem Weg zu neuem Leben