|
|
|
Das Ausseerland (Steiermark) ist nicht nur eine der schönsten Landschaften Österreichs, es war auch Ort der Sommerfrische für den Wiener Hochadel und zahlreiche Künstler. Hier verliebte sich Erzherzog Johann in die Postmeisterstochter Anna Plöchl und hier hatte Hugo von Hofmannsthal, der Autor des "Jedermann“ seinen Sommersitz. Kein Wunder, dass die Bevölkerung des Ausseerlands kultur- und traditionsbewusst ist und als "Trachteninsel Österreichs" bekannt ist. Zahlreiche Bräuche werden immer noch mit großer Liebe gepflegt. |
|
Bekanntlich werden die Faschingstage in Bad Aussee auf ganz besondere Art gefeiert. Fasching ist hierzulande die fünfte Jahreszeit. Während der drei Tage gibt es ein pausenloses Maskentreiben! Man nennt es (ähnlich wie im Italienischen) "Maschkera". Neben dem allgemeinen Maskentreiben sind es vor allem die drei traditionellen Maskentypen der Ausseer Gegend, die auffallen: der "Pless", die "Trommelweiber" und die "Flinserl", die dem Ausseer Fasching seinen besonderen Charakter geben. |
|
Die Flinserl, das sind zweifelsohne die attraktivsten Gestalten des Ausseer Faschings. Sie stellen den nahenden Frühling dar und werfen für die Sprüche aufsagenden Kinder Nüsse und Orangen aus. |
Die mit Tausenden Silberflittern benähten kostbaren Kostüme sind dem Kleid des Harlekins der Commedia dell'Arte nachempfunden. Die Kostüme, deren Herstellung sehr zeitaufwendig ist, werden aus Rohleinen genäht und mit bunten Stoffapplikationen mit bestimmten Motiven und kunstvollen Ornamenten verziert. Diese sind ihrerseits über und über mit glänzenden und glitzernden Silberplättchen bestickt - den sogenannten "Flinserln". |
|
Der Tanz der Flinserl |
Am Faschingsdienstag schreiten die, nach den kleinen glänzenden Plättchen ihrer Kleidung auch Flinserl genannten Figuren würdevoll durch Bad Aussee und verteilen Nüsse an brave Kinder. Dabei werden sie von einer kleinen Musikantengruppe begleitet, die auf Geige und Flöte ruhige Weisen spielt. Die Flinserl werden von den sogenannten "Zocherln" beschützt. Sie tragen aufgeblasene Schweinsblasen an einem Stock, mit denen sie das herandrängende Volk auf Respektabstand hält. |
|
Das feinbestickte Gewand eines Die Flinserls |
Viele der Flinserlgewänder sind schon in den Familien schon seit mehreren Generationen vererbt. In letzter Zeit sind aber auch wieder neue Gewänder nach den alten Mustern angefertigt worden. |
Der Ausseer Faschingsmarsch und das rhythmische Getrommel der "Trommelweiber" sind am Faschingsmontag allgegenwärtig und geben den zahlreichen Umzügen das musikalische Geleit. |
|
Die Flinserlmusik |
Ganz gelingt es einem Ausseer Flinserl nicht, kühle Distanz zu wahren, vor allem, wenn die Kinder "Nuss, Nuss!" rufen, und die Flinserl ihre Gabensäcke öffnen müssen. Bevor die Kinder aber etwas bekommen, müssen sie einen der seit alters überlieferten Faschingsverse (Flinserlsprüche) fehlerfrei aufsagen. |
|
"Nuss, Nuss!" |
Eines der von den Kindern am meisten aufgesagten Flinserlsprüche ist: |
Heut is da Faschingstog
heut sauf i was i mog,
heut mach i s‘Testament,
s‘Geld geht zan End. |
Ein weiterer gern aufgesagter Spruch ist: |
Na, na das tuat der Peta nit,
im kalten Wasser steht er nit,
im warmen wü er a nit steh‘n,
ja Peta das is gar nit schee! |
Die Trommelweiber zeigen sich als das absolute Gegenstück zu den Flinserln. Während die Flinserl Hochmut und Eleganz zur Schau tragen, sind die Trommelweiber gröber, bieder und laut. |
|
"Die Trommelweiber" |
Bis heute noch werden zu den Trommelweibern ausschließlich Männer zugelassen. Der einzige Beleg ihrer Existenz ist auf der alten Fahne vermerkt - das Jahr 1767. |
|
Die Pless ist eine Figur, die im Bad Aussseer Faschingstreiben am Faschingsdienstag durch die Gassen zieht. Sie symbolisiert den Winter. Ihr Kostüm besteht aus alten wattierten Kleidern und aus einem umgestülpten Bienenkorb am Kopf. Der Pless trägt einen Stock in der Hand, an dem ein nasser Fetzen befestigt ist, mit dem vor allem weibliche Zuschauer und Kinder beim Faschingszug geschlagen werden. Die Kinder versuchen durch das unentwegte laute Rufen von "Pless, Pless" diese Symbolfigur des Winters mit Schneebällen zu verjagen. |
|
Die Bad Ausseer Maschkera-Fischer treten am Faschingsdienstag in Erscheinung. Als Angelhaken werden sie Wäscheklammern verwendet, an denen Zuckerln oder andere Süßigkeiten, manchmal aber auch echte Heringe befestigt sind. Die Kinder müssen den "Köder" an der Angel mit dem Mund erwischen. |
|
Maschkerafischen |
Der Brauch des Maschkerafischen existierte schon vor dem Ersten Weltkrieg, er geriet aber Ende der 1950er-Jahre in
Vergessenheit. Gegen Ende der 1960er-Jahre wuchs dann die Anzahl der Maschkera-Fischer wieder an. Zurzeit sind etwa 20 Mann zum Kinderfischen und Wirtshäusergehen in Bad Aussee unterwegs. |
|
Eine weitere typische Figur im Ausseer Fasching ist Joseph Fröhlich, ein Ausseer, der Hofnarr in Dresden war. In der Barockzeit waren die Auftritte der Hofnarren ein wesentlicher Bestandteil des höfischen Lebens. Diese Narren kamen aus allen sozialen Schichten, wie zum Beispiel der Altausseer Müllerssohn Joseph Fröhlich (1694-1757), der Hofnarr am Hofe des sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen August des Starken wurde. |
|
Joseph Fröhlich mit Trommelweib |
Die Lebenszeit Fröhlichs könnte mit der Entstehung der traditionellen Ausseer Faschingsfiguren in Zusammenhang stehen. Als er zeitweilig nach Aussee zurückkam, um Besitz zu erwerben, soll er auch Einfluss auf den hiesigen Fasching genommen haben.
Im eher ruhigen Fasching von Altaussee findet man die relativ neue Gruppe der Knopferl. Sie haben an die Flinserln angelehnte Gewänder, aber statt der typischen Ausformungen mit Silber- und Goldpailletten werden einfache Knöpfe verwendet. So zieht diese neue "Maschkeragruppe“ am Faschingsdienstag durch Altaussee |
|
|
|
Altausseer Knopferl |
Es wird also nicht nur streng an alten Brauchformen festgehalten, sondern es gibt immer wieder Veränderungen und Erneuerungen. Auch die Trommelweiber haben sich seit den 1950er Jahren in den umliegenden Gemeinden und Ortsteile breitgemacht. In Altaussee gehen zum Beispiel Frauen als Trommelweiber.
|
|