Jedesmal wenn ich die Erkennungsmelodie
dieser Sendung höre, muss ich an meine seit langem
verstorbene Tante Martha denken, an die kleine Wohnung im niederbayerischen Massing, wo ich als Kind so viele Ferien und später,
als Erwachsener, Wochenenden verbracht habe.
Es war gemütlich, heimelig, wie die Musik und
die Sendung, die Tante jeden Tag pünktlich hörte.
Und ich (bzw. wir) mit ihr. Es ist ein Stück Vergangenheit
Marke "Heile Welt", die ich nicht vermissen möchte.
Die Radiosendung hieß „Autofahrer unterwegs“. Jeden Tag konnte man genau nach dem 12-Uhr-Glockenläuten ihre von Werner Müller komponierte Erkennungsmelodie „Blende auf“ hören. Die einstündige Sendung wurde täglich um die Mittagszeit vom Österreichischen Rundfunksender „Österreich-Regional" ausgestrahlt. Und das vom 8. April 1957 bis zum 5. April 1999 - insgesamt 15.153 Mal.
Und wie es auch bei Heinz Conrads und seiner jeden Sonntag morgen ausgestrahlten ORF-Sendung „Was gibt es Neues?“ geschehen war, wurden auch die Sprecher von „Autofahrer unterwegs“ zu guten Bekannten, zu Vertrauten, fast zu Familienangehörigen.
Die Schauspielerin Louise Martini und der Nachrichtensprecher Emil Kollpacher machten den Anfang, Walter Niesner (der die Sendung von 1962 bis 1982 leitete) und Rosemarie Isopp (die in mehr als 30 Jahren über 3.000 Ausgaben moderierte) folgten – sie wurden zu Legenden. Die kürzlich verstorbene Brigitte Xander, Günther Frank, der perfekte Peter-Alexander-Verschnitt, Günther Bahr und alle anderen Moderatoren (damals hießen sie noch „Radiosprecher“) – sie alle haben sich mit „Autofahrer unterwegs“ ihr Plätzchen in den Herzen der Zuhörer gesichert.
Die Musik zur Sendung "Autofahrer unterwegs"
„Autofahrer unterwegs“ war Österreichs beliebteste Radiosendung, die in ihrer Glanzzeit von mehr als zwei Millionen Menschen gehört wurde. Eine Traumquote! Zum Vergleich: Der Ö3-Wecker, der heute die beliebteste Radiosendung ist, wird von "nur" etwa 800.000 Menschen verfolgt.
Autofahrer unterwegs [Doppel-CD]
Das beliebte Programm, das immer Punkt 12 Uhr mit der Übertragung des Mittagsläutens einer Pfarrkirche eines österreichischen Ortes begann, war eine gelungene Mischung aus Informationen, Verkehrsmeldungen, Interviews, Nachrichten, Volksmusik, Blasmusik und Schlage und Werbung. Wenn man bedenkt, dass es damals, 1957, nocht nicht allzuviele Autos gab und noch weniger Autoradios, kann man sich vorstellen, dass sich die meisten Zuhörer, die das tägliche "Rendevous" mit ihrer Sendung nicht verpassen wollten, zu Hause aufhielten.
Wien - früher und heute
Damals, als es noch keine Handys gab, fungierte die Sendung auch als Verbindungsglied der Autofahrer mit den Daheimgebliebenen. Sie war gewissermaßen eine Brücke zwischen zu Hause und der Ferne, die damals sehr oft das sonnige Italien war. Wenn Urlauber dringend bei ihrer Familie daheim anrufen sollten, half die beliebte Sendung, sie zu erreichen, wenn Papa etwas zu Hause vergessen hatte, versuchte man, ihn zu benachrichtigen, Reisende (aber nicht nur die) konnten aus der Ferne der Oma zum Geburtstag gratulieren und ihr ein Musikstück widmen. Wenn Blutspender knapp wurden, setzte sich „Autofahrer unterwegs" dafür ein. Und natürlich diente die Sendung auch dazu, Wetter-, Verkehrs- und Straßenzusatndsmeldungen von ÖAMTC und ARBÖ an den Mann zu bringen.
Und hätte eine Sendung so populär werden können ohne Musik? Altmodische Walzer, Volksmusik, Blasmusik und jede Menge Schlager waren man im Programm. James Last, Roger Whittaker, Udo Jürgens, Nana Mouskouri, Vicky Leandros, Peter Kraus und zahlreiche Andere waren die Stars.
Autofahrer unterwegs [Doppel-CD]
Autofahrer unterwegs
Wien - früher und heute
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