Marlen Haushofer (1920 –1970), geboren Marie Helene Frauendorfer, war eine österreichische Schriftstellerin, die zu Lebzeiten so gut wie vergessen war. Den späteren großen Erfolg ihres Romans „Die Wand“ konnte sie nicht mehr erleben.
Marlen Haushofer wurde 1920 als Tochter des Revierförsters Heinrich Frauendorfer und des Zimmermädchens Maria Leitner in Frauenstein, einem Ortsteil der oberösterreichischen Gemeinde Molln, geboren. Ab 1930 besuchte sie das Internat der Ursulinen in Linz. Im Schuljahr 1938/39 wechselte sie in das Gymnasium der Kreuzschwestern Linz. Diese konfessionelle Schule unterlag dem Dekret der nationalsozialistischen Verwaltung, das es zu einer öffentlichen Schule machte. In dieser Einrichtung legte Marlen Haushofer am 18. März 1939 ihre Matura ab.
Nach einer kurzen Zeit im Arbeitsdienst studierte sie ab 1940 deutsche Philologie in Wien und dann (ab 1943) in Graz. 1941 heiratete sie Manfred Haushofer, mit dem sie später nach Steyr zog. Der Ehe, die 1950 geschieden und 1958 erneuert wurde, entstammte ein Sohn, einen zweiten, unehelichen Sohn brachte sie in die Ehe mit.
Literarischer Werdegeng
Ab 1946 veröffentlichte Marlen Haushofer kleinere Erzählungen in Zeitungen und Zeitschriften wie Linkeus oder Neue Wege. 1952 erzielte sie ihren ersten Erfolg mit der Kurzgeschichte Das fünfte Jahr, welche in nüchternen Sprache ein Jahr im Heranwachsen eines Kindes beschreibt. Der 1963 erschienene und 2012 verfilmte Roman Die Wand ist sicherlich Marlen Haushofers wichtigstes Werk. Trotz der begeisterten Kritiken, die es beim ersten Erscheinen erhielt, wurde es zusammen mit den anderen Werken von Marlen Haushofer vergessen. Eine Ausnahme bildeten nur ihre Kinderbücher, auch wenn deren Auflage gering geblieben ist.
Die Bedeutung ihrer Romane und Erzählungen, in denen sie sich mit der Rolle der Frau in der Männerwelt auseinandersetzte, erst später erkannt. Heute wird die Schriftstellerin zusammen mit Ingeborg Bachmann zu den Vorläuferinnen der modernen Frauenliteratur gezählt. Sie wurde mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt, wie dem Staatlichen Förderungspreis für Literatur, dem Preis des Theodor-Körner-Stiftungsfonds, dem Arthur-Schnitzler Preis und den Kinderbuchpreis der Stadt Wien. Sie starb 1970 in Wien, im Alter von nur 49 Jahren.
"Die Wand" (Trailer)
Marlen Haushofer geriet nach ihrem frühen Tod im Jahr 1970 fast in Vergessenheit, wäre nicht ihr bestes Werk, „Die Wand&ldquo, gewesen. Aber erst mit der Neuauflage dieses Romans 1983 bekam Haushofers literarisches Schaffen wieder mehr Aufmerksamkeit. Die in diesem Roman beschriebene Welt eines isolierten Lebens im Wald, einer Idylle, die aus einer Katastrophe entstandenen ist, erzählt davon, wie eine Frau mit unveränderbaren Umständen klarkommen muss, weil eine über Nacht entstandene, durchsichtige Wand sie vom Rest der Welt und von allen Menschen trennt.
Einfühlsam und sehr genau beobachtend, beschreibt Marlen Haushofer die Welt aus der Sicht der kleinen Meta, die in einem Forsthaus aufwächst. Mit allen Sinnen nimmt diese ihre idyllische Umgebung in sich auf und versucht, Ordnung in das Durcheinander der Eindrücke und Ereignisse zu bringen.
Eine Frau will mit ihrer Kusine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins nächste Dorf und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen stößt die Frau auf eine unüberwindbare Wand, hinter der Totenstarre herrscht.
Haushofers Roman „Die Wand“ wurde in 19 Sprachen übersetzt und gehört zu den Lieblingsbüchern der Österreicher und Deutschen. Nach einer Empfehlung von Elke Heidenreich in ihrer Sendung "Lesen" belegte es eine Zeit lang Platz zwei der Spiegel-Bestsellerliste.