Paul Harather (1965) ist ein österreichischer Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor. Mit „Indien“ produzierte er einen der erfolgreichsten Filme in Österreich. Nach 2003 konzentrierte er sich nur noch auf Werbespots. Er wurde einer der meistbeschäftigsten Werberegisseure in Europa und drehte unter anderem für McDonald's, BILLA, Merkur, BMW und Mercedes.
Als ich vor einiger Zeit diesen nicht gerade neuen Film (1992) im Fernsehen sah, war ich sofort begeistert. Diese Liebeskomödie hat einerseits klare Züge eines Märchens, bleibt andrerseits aber auch in den humorvollsten Situationen fest in der Realität verankert. Es ist eine poetische Geschichte, die zum Träumen verleitet, und wenn man auch kein Happyend auf Amerikanisch erwarten kann, so wird man doch durch die zahlreichen herzerfrischenden Episoden reichlich belohnt.
Der junge und treuherzige steirische Bauer Manfred (Josef Hader) wird von einem vermeintlichen Freund, dem zwielichtigen Autoverkäufer Toni (Alfred Dorfer) um 80.000 Schilling geprellt. Um dieses Geld wiederzubekommen, macht sich Manfred auf den Weg nach Wien - mit dem Traktor. Der Zufall will es, dass er auf dem Weg dorthin auf die attraktive und temperamentvolle italienische Autostopperin Gina (Enrica Maria Modugno) trifft, die nach einem Streit mit ihrem Freund auf der Straße steht und auch nach Wien möchte. Manfred nimmt sie ein Stück mit.
Die Erfahrungen bei seinem ersten Besuch in Wien sind für Manfred verwirrend, er fühlt sich verloren und findet sich nicht zurecht. Durch Zufall
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trifft er in Wien wieder die hübsche Italienerin. Er ist immer noch auf der Suche nach seinem „Freund“ und dem Geld, sie ist auf der Suche nach ihrem Reisepass.
An Ginas Seite taut Manfred ganz langsam auf. Gina hingegen bemüht sich, seine ungeschickten Annäherungsversuche abzuwehren. Trotz der fast unüberwindbaren Sprachbarrieren – das Englisch der Beiden geht über Grundkenntnisse nicht hinaus – kommen sie einander näher. Einen Tag und eine Nacht verbringen sie zusammen in der fremden Stadt. Danach gehen beide ihrer Wege. Als sie voneinander Abschied nehmen, bleibt Manfred nur eine schöne Erinnerung. Doch einige Jahre später - Manfred hat inzwischen geheiratet – kommt eine Nachricht aus Italien ...
Der Titel „Cappuccino Melange“ wird von einer Filmszene abgeleitet, in der die beiden Protagonisten in einem Wiener Kaffeehaus Getränke bestellen wollen. Als der Oberkellner die Bestellung aufnehmen will, verstehen ihn weder Manfred noch Gina. Der Eine, weil er von den verschiedenen Kaffee-Zubereitungsarten noch nie etwas gehört hat, die Andere wegen ihrer fehlenden Deutschkenntnissen. Als der Ober ihnen einige Kaffeearten aufzählt, wird Gina beim Wort „Cappuccino“ hellhörig und wiederholt es. Manfred hingegen ist ratlos und sagt nur, er würde gerne einen „Milchkaffee“ haben, worauf der genervte Ober mit den Worten „Cappuccino, Melange“ weggeht.
Es ist ein Film über zwei Menschen, die sich über die sprachlichen und kulturellen Grenzen hinweg näher kommen. Paul Harather, der Regisseur, kann die Versuchung der Gegenüberstellung zweier Klischees (rassige, impulsive Italienerin vs. einfältigen Bergbauern) gekonnt widerstehen und aus dem Film eine Romanze mit viel typisch österreichischem Schmäh und noch mehr Herz machen.
Der Film erhielt 1993 drei Preise im Rahmen des 33. Filmfestivals in Monte Carlo: Den Publikumspreis, den Sonderpreis für Humor und die Silberne Nymphe für Enrica Maria Modugno als beste Hauptdarstellerin. Josef Hader erhielt außerdem im Jahr 1993 für Cappuccino Melange den Sonderpreis des Fernsehfilmpreises der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.