Kein Zweifel: Ernst Marischka (Wien, 2. Jänner 1893 - Chur, 12. Mai 1963) wird hauptsächlich wegen der drei weltweit berühmt gewordenen Sissi-Spielfilme, die er zwischen 1955 und 1958 drehte, in die Filmgeschichte eingehen, obwohl er als Drehbuchautor und Regisseur hauptsächlich auf Komödien spezialisiert war. Err wusste wie kein zweiter, was das Publikum sehen wollte: Heile-Welt-Kino vor majestätischer Alpenkulisse.
Sissi - Trailer
Die 1950er und 1960er waren die Jahre, in denen der deutschsprachige Film weder gesellschaftskritisch noch besonders anspruchsvoll war, er setzte hauptsächlich auf Unterhaltung, insbesondere auf Heimatfilme, Schlagerfilme und Kriegsfilme. Hohe Berge und schöne Landschaften, Dirndl und Gemütlichkeit, viel Liebe und - natürlich - Happy Ends waren die Ingredienzien, welche die Filme damals zu Kassenschlagern machten.
Romy Schneider - Sissi - unvergesslich
Ernst Marischka war ein Meister dieses operettenhaften Heile-Welt-Kinos. Mit den "Sissi"-Filmen über das Leben und Lieben von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn in der überzeugenden Besetzung mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm setzte er dem Genre die Krone auf.
Mädchenjahre einer Königin
Begonnen hatte Marischka mit diesem Genre bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Seine erste Arbeit war das Drehbuch für das monumentale Operettenspektakel "Der Millionenonkel" (1913). Im Laufe der Zeit wurde Marischka zu einem Spezialisten für prachtvoll ausgestattete und mit viel Operettenmusik unterlegte Romanzen, schrieb aber auch Manuskripte zu urwienerischen Stoffen wie "Wiener Blut", "Wiener G’schichten" und „Schrammeln".
Großen Erfolg hatte er in dieser Zeit mit dem Drehbuch zu „Mädchenjahre einer Königin" (1936). Dieser Film wurde 1954 von ihm neu verfilmt mit Romy Schneider in der Hauptrolle als junge Königin Viktoria. Der Film gilt als ein Vorläufer der „Sissi"-Filme.
"Sieben Jahre Pech"
Seine Filme "Sieben Jahre Pech" (1940) und "Sieben Jahre Glück" (1942, die Fortsetzung des Ersteren) hatten einen großen Erfolg. kurz nach dem Krieg wurde Marischka für das beste Originaldrehbuch des Films "A Song to Remember" (1945) sogar für einen Oscar nominiert.
Die Deutschmeister
Nach dem Krieg gelang ihm erst mit dem bereits genannten Remake von „Mädchenjahre einer Königin" wieder
ein Erfolg. In diesem Film kam auch die damals erst 16-jährige Romy Schneider zum ersten Mal groß heraus. Mit der Unterzeichnung des Staatsvertragsam 15. Mai 1955 endete die Besatzungszeit in Österreich, die Österreicher konnten ein neues Nationalempfinden entwickeln und sehnten sich nach großem Kino, das eine heile Welt versprach. In anderen Worten: Die Zeit war reif für „Sissi". Ab dem Jahr 1955 drehte Marischka dann mit Romy Schneider seine allergrößten Erfolge, nämlich die drei "Sissi"-Filme: „Sissi“ (1955), „Sissi - Die junge Kaiserin“ (1956) und „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“ (1957).
Alt-Heidelberg
Vergangenheitsbewältigung war bei Marischka niemals ein Thema, seine historischen Filme dienten stets der romantischen Verklärung der Vergangenheit. Nur mit der Verfilmung von Franz Werfels "Der veruntreute Himmel" wagte er sich 1958 an ein ernstes Thema. In diesem Film spielte Annie Rosar eine ihrer wenigen Hauptrollen. Die Schauspielerin Annie Rosar , die sehr oft mit Hans Moser, dem Urgestein des Wiener Entertainments, ein ungleiches, wunderliches Paar abgab, gehört zu den ausdrucksstarksten Darstellerinnen des deutschsprachigen Kinos.
Ernst Marischka starb 1963 im Alter von 70 Jahren in Chur (Graubünden/ Schweiz). Er hinterließ mehr als 80 Filme. Heute ruht er auf dem Hietzinger Friedhof in Wien - doch seine Sissi lebt in allen Herzen weiter.