Der Grüne Veltliner ist eine der ältesten Rebsorten Österreichs und heutzutage so etwas wie die Nationalrebsorte des Landes. Die besonders in Niederösterreich sehr verbreitete Traube – sie wächst auf 175 qkm in Österreich, was rund ein Drittel der gesamten Anbaufläche ausmacht – wird außerhalb Österreichs nur in kleineren Gebieten Tschechiens, der Slowakei und Ungarns angebaut.
In Österreich findet die Rebsorte optimale Standortbedingungen, Klima und Böden. Sie gedeiht besonders gut auf mageren, aber ebenso auf fruchtbaren Böden und reift im Spätherbst zu einer würzigen und geschmackvollen Frucht. Besonders im nördlichen Weinviertel und in der Wachau ist diese Rebsorte anzutreffen.
Die Herkunft dieser bekanntesten österreichischen Sorte ist unsicher, seine Spuren gehen aber bis auf die Zeit der Römer zurück. Heute sind Önologen der Meinung, dass der Traminer die Mutterrebe des Veltliners ist. Eine zweite genetische Komponente wurde vor einigen Jahren gefunden, eine 400 Jahre alte Urrebe aus St. Georgen.
Weinviertel
Seinen Namen hat der Grüne Veltliner vom Tal der Adda, der Valtellina in der norditalienischen Lombardei, obwohl er mit den dortigen roten Rebsorten nichts Gemeinsames hat.
Dem Grünen Veltliner wurde der erste österreichische DAC-Wein, der Weinviertel DAC, gewidmet. Der Gütesiegel DAC steht für Districtus Austriae Controllatus.
Weinviertel DAC-Lese 2011
Das Qualitätsspektrum des Grünen Veltliners ist sehr groß: Es geht vom leichten, spritzigen Wein, der am besten jung – als Heuriger – getrunken wird, bis hin zur substanz- und alkoholreichen Spätlese, die gut lagerfähig ist. Seinen schönsten Ausdruck findet der Grüne Veltliner in der Qualitätsstufe Kabinett oder als Steinfeder (leichten, duftigen Wein des Weinbaugebietes Wachau). Der Grüne Veltliner ist in der Regel betont fruchtig, pfeffrig und würzig. Charakteristisch für den Wein ist auch seine grünlich-gelbe Farbe.
Der Grüne Veltliner: Eine Karriere
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Bei der Beschreibung mancher G.V. durch den Hersteller liest man einmal von „Orange-, weißem Pfeffer und Ringlotten-Aromen“, anderswo von „Mango, Williamsbirne, Thymian“. Oder es heißt: „Pfirsich, Gesteins-Mehl, elegant“. Das Klingt verlockend. Manchmal muss ich mich aber schon über die blumige Sprache der Weinkenner ein wenig wundern. Ein Anbieter preist beispielsweise einen Grünen Veltliner mit den Worten: „Aromen von Zitronenschale, Äpfeln und weißem Pfeffer umspielen zärtlich die Nase. Am Gaumen erweist er sich als fruchtstrotzender Wonneproppen (Mango!), dessen Liebenswürdigkeit aus einer sehr tiefgründigen Mineralität erwächst“. Eine tiefgründige Mineralität? Ich werde wohl – sprachlich – niemals ein Weinkenner werden!
Ein bisserl Werbung, aber sehr informativ
Ein acht Jahre alten Grünen Veltliner aus der Wachau wird folgendermaßen beschrieben: „Im kräftigen Goldgelb dreht er seine Runden im Glas. Relativ verhaltene Nase nach Fenchel, Kräutern und Walnüssen. Am Gaumen präsente, cremige Struktur nach Avocado Saftiger, aber dennoch außerordentlich eleganter Eindruck. Zurückhaltendes, aber genau richtig dosiertes Säuregerüst zur Animation. Langes und rassiges Finish. Ein Aristokrat mit schwarzem Humor“
Als junger Wein ist er ein Wein für jede Gelegenheit. Gut geeignet bei traditionell österreichischen Spezialitäten (Back- und Brathendl, Stelzen, Wurst und Käse) aber auch bei warmen Fischgerichten und Kalbfleisch und ganz besonders zu pikanten süß-sauren Gerichten. Ideale Trinktemperatur: 10° bis 11° C.
Ein Wein von guter Qualität kann noch nach Jahrzehnten erstaunlich frisch schmecken. Merkwürdigerweise trinkt man ihn in Österreich immer noch am liebsten möglichst jung. Selbst viele Winzer haben wenig Ahnung vom Alterungspotenzial dieses Weines.