Der (Wiener) Würstelstand ist die traditionelle österreichische Variante des Imbissstands: Ein frei stehender Verkaufsstand, in dem vor allem kleine Fleischgerichte zum raschen Verzehr angeboten werden. Der Würstelstand als „Kult“ ist relativ jung, der Einzug in die Populärkultur fand ab den 1980er-Jahren statt, durch Berichte in Filmen und Magazinen. Der Würstelstand wurde zur Wiener Marke wie der Heurige oder das Kaffeehaus.
Gegründet wurde diese Einrichtung während der k.u.k. Monarchie. Ursprünglich handelte es sich um fahrbare Verkaufsstände oder Garküchen.
Die Vorgänger der heutigen Würstelstände waren ab dem 16. Jahrhundert die Bratlbrater. Sie hatten transportable Herde und boten Fleisch oder Würste meist gekocht mit Senf, Kren und der Wiener Semmel. Sie dienten hauptsächlich der ärmeren Wiener Bevölkerung.
In der k.u.k. Monarchie kamen die ersten fahrenden Verkaufsstände oder Garküchen auf. Sie wurden geschaffen, um Kriegsinvaliden ein Einkommen zu sichern. So wurden Würstelstand-Lizenzen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich an diese vergeben. Der vermutlich erste Wiener Würstelstand wurde 1928 1928 von Leopold Mlynek sen. gegründet. Dieser wurde noch als Wagen betrieben. Als „Würstelstand Leo“ gehört dieser Stand bis heute noch zum Stadtbild Wiens (am Döblinger Gürtel).
Am Würstelstand
Die Würstelstände in ihrer heutigen Form entstanden erst in den 1960er-Jahren. Erst in diesen Jahren wurden feste Stände in Wien zugelassen. Würstelstände sind heute fester Bestandteil der österreichischen Großstadtkultur.
Bis heute ist der Würstelstand ein Treffpunkt aller gesellschaftlichen Schichten. Ob Arbeiter oder Manager, am Würstelstand sind alle gleich. Wegen der langen Öffnungszeiten bis spät in die Nacht oder bereits in den frühen Morgenstunden sind Würstelstände besonders bei Nachtschwärmern und bei Taxifahrern sehr beliebt.
Resetarits - der Würstelstand
Traditionell besteht das Angebot aus: Burenwurst, Käsekrainer, Frankfurter (Wiener Würstchen), Bosner (auch: Bosna), Waldviertler, Sacherwürstl (besonders große Frankfurter), Debreziner, Hot Dog (*), Leberkäse, Senf, Kren (Meerrettich) sowie Brot, Bier und alkoholfreie Getränke. Als Beilagen gibt es auch eingelegtes Gemüse: scharfe Pfefferoni, Salz- und Essiggurken, Silberzwiebeln und Rollmops. Ketchup und Mayonnaise(*) als Würzung sind neueren Datums.
Auch der „Wiener Schmäh“ kommt nicht zu kurz. Bei „originalen“ Wiener Würstelständen herrscht ein eigener wienerischer Jargon vor, den zu verstehen für Ortsfremde gar nicht leicht ist.
Beispielsweise beim Bestellen einer „Eitrigen mit an Schoafn, an Bugl und ana Hülsn dazua“
habern
essen
Backhendlfriedhof
Dicker Bauch
Oba tschenifa!
Aber schnell!
peckn
bezahlen
A Poar Glatte
Ein paar Frankfurter)
Eitrige
Käsekrainer
Haaße
Burenwurst
Beamtenforelle
Knackwurst (Lyoner)
Bugl
Scherzerl/ Brotanschnit
Krokodü
Essiggurke
A Öliche
Milde Pfefferoni
Oaschpfeiferl
Scharfe Pfefferoni
Glasaug’
Perlzwiebl
a Griebaner
Kren (Meerrettich)
A Schoafa
Scharfer Senf
A G’schissener/ Siassa
Süßer Senf
Bluat
Ketchup
Hülsn
Bierdose
Sechzehner-Blech
Eine Dose Ottakringer Bier
A hoiba Flughafen
0,5l Schwechater Bier
Kracherl, Tschopperlwasser
Kohlensäurehältige Limo
A Drüwastrahra
Schnaps nach dem Essen
Am Anfang der 2000er-Jahre erweiterten eine Reihe von Wiener Würstelständen ihr Angebot. Von Döner, Schnitzel, Pizzaschnitten bis hin zu gebratenen Nudeln oder Reisgerichten gab es alles. In letzter Zeit ist wieder ein Trend zum Original erkennbar. Betreiber von traditionellen Ständen sind sich einig, dass Angebote wie Kebab, Asia-Nudeln oder Pizzaschnitten nichts im Sortiment zu suchen haben.
Würstelstände sind nichts für Vegetarier. Als ein solcher den Standler nach Sojawürsteln fragte, bekam er die Antwort: „Bist wo angrennt?“. Und doch: Es gibt bereits einige Würstelstände, die vegane Würste anbieten, und immer mehr, die auf Bio-Produkte umgestellt haben.
Aufgrund der Einzigartigkeit der Wiener Würstelstandkultur wird jetzt sogar der Status als UNESCO-Weltkulturerbes eingefordert, so wie ihn schon die Wiener Kaffeehauskultur erlangt hat.
Die Wiener Würstelstände genießen Weltruf – sie sind eine geradezu legendäre Institution! Nicht nur gelten sie als integraler Bestandteil der kulinarischen Landschaft Wiens, sie gehören auch zum sozialen Inventar der Stadt.
In der Folge eine Reihe von sehr beliebten Würstelständen in Wien:
Wie bereits erwähnt ist LEO (Döblinger Gürtel 2) Wiens ältester Würstelstand. Bis heute ist der „LEO“ ein beliebter Treffpunkt bei Tag und Nacht!
Zum scharfen René (Schwarzenbergplatz 15). Er ist so genannt, weil man dort sehr scharfe Saucen bekommt, die bis zu 2 Mio. Scoville gehen! Der Stand wurde 2016 zum beliebtesten Würstelstand Wiens gekürt.
Der Wiener Würstelstand (Ecke Pfeilgasse/ Strozzigasse) hat sich neu erfunden. Die neuen Betreiber
haben sich vorgenommen, den Wiener Würstelstand auf die Höhe der Zeit zu bringen. Das heißt: gute Ware von kleinen Produzenten, jede Menge Bio.
Zum kleinen Sacher (Fasanplatz 3). Der Altwiener Würstelstand hat es dank seiner schmackhaften Produkte schon an die Spitze so mancher Würstelrangliste geschafft.
Bitzinger. Die Familie Bitzinger kann auf eine langjährige Tradition in der Gastronomie als Würstelstandbetreiber zurückblicken. Seit 1999 führt Bitzinger die Würstelstände bei der Albertina und seit 2009 beim Riesenrad im Prater.
Der Würstelstand Am Hohen Markt (Hoher Markt 8) wurde 2017 zum beliebtesten Würstelstand Wiens gekürt.