Vor Gerhard Haderer und seiner spitzen Feder sind sie alle nicht sicher: Politiker, Lobbyisten, Kirchenvertreter und natürlich ganz normale Mitbürger.
Haderer (geboren 1951 in Leonding/Oberösterreich) studierte an der Fachschule für Gebrauchs- und Werbegraphik in Linz. Im Anschluss daran absolvierte er eine Graveurlehre in Stockholm. Haderer arbeitete zunächst als Grafiker und Illustrator für Werbeagenturen. 1984 begann er, satirische Zeichnungen zu erstellen, die zuerst in den Zeitschriften „Oberndorf aktuell“ und „Watzmann" veröffentlicht wurden. Er zeichnete für „Wiener", "Titanic", „GEO", „trend", "Oberösterreichischen Nachrichten", für "Profil" und bis heute für den deutschen "Stern".
Fotorealismus in der "caricatura" Frankfurt
Sein 2002 erschienenes Buch „Das Leben des Jesus“ löste heftige Reaktionen insbesondere der katholischen Kirche aus. Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun forderte die Einhaltung des § 188 StGB, der für Blasphemie eine Freiheitsstrafe von bis zu 6 Monaten vorsieht. In diesem Buch wird Jesus als Weihrauch-Kiffer gezeigt, die wundersame Fischvermehrung als Bootsunglück und der Gang über den See Genezareth als Surf-Trip.
Am 19. Jänner 2005 wurde er in Griechenland wegen Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft in diesem Buch in Abwesenheit zu sechs Monaten Haft verurteilt. Die griechische Presse bezeichnete die Verurteilung als „Schande“ für das Land, das als die Wiege der Demokratie gilt.
Kalimera
Dieses Urteil wurde jedoch im Berufungsverfahren am 13. April 2005 korrigiert, und Gerhard Haderer wurde vom Vorwurf der Religionsbeschimpfung durch sein Buch "Das Leben des Jesus" freigesprochen. Auch die Beschlagnahme des Buches wurde aufgehoben. Nach dem Urteil hatte haderer gleich wieder Lust auf ein griechisches Gericht: "Ich habe meinen Appetit wiedergewonnen und werde heute Abend sofort griechischen Salat essen", sagt er.
Gerhard Haderer im Kulturmontag
Gerhard Haderer ist eine absolute Ausnahmeerscheinung in der Welt der Karikatur. Kaum einer zeichnet so schön und klar – er beherrscht die Technik des Fotorealismus wie auch die Techniken der alten Meister – und zur gleichen Zeit so bitterböse, sarkastisch und scharfsinnig. Seine Cartoons lösen breites Grinsen und Gelächter aus. Haderer versteckt den Witz gern im Detail – und so kommt die Bösartigkeit oft erst auf den zweiten Blick hervor, quasi durch die Hintertür.
Haderer gehört dem wissenschaftlichen Beirat der evolutionär-humanistischen Giordano-Bruno-Stiftung an, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich die Förderung des evolutionären Humanismus zum Ziel gesetzt hat.