Der am 23. Jänner 1919 in Wien geborene HansHass gilt als einer der großen Naturforscher des 20. Jahrhunderts. Mit seinen mehr als 70 Filmen und 52 Büchern brachte der Tauchpioniere einem breiten Publikum die Unterwasserwelt näher. Sein besonderes Interesse galt den Haien, für deren Schutz er sich einsetzte. Am 16. Juni 2013 ist der Meeresforscher im Alter von 94 Jahren gestorben.
Bereits im Alter von 18 Jahren hatte der Sohn eines Rechtsanwalts und einer Fabrikantentochter mit dem Tauchen begonnen. Im Alter von 20 Jahren veröffentlichte er bereits sein erstes Buch ("Jagd unter Wasser mit Harpune und Kamera“) und drehte seinen ersten Unterwasserfilm. Prägend für sein Interesse an der Meeresbiologie war seine Reise 1937 an die französische Riviera mit Unterwasserjagden und Unterwasserfotografie.
1939 organisierte HansHass mit seinen Freunden Alfred von Wurzian und Jörg Böhler eine Reise in die Niederländischen Antillen, wo er seinen ersten Film drehte. In der Karibik erfolgte die erste frei tauchende Erkundung tropischer Korallenriffe. Es entstanden Tausende Unterwasserfotos, die ersten Unterwasserfilmaufnahmen, die ersten Farbfotos. Er begann mit dem Studium des Verhaltens von Haien. Weil aber inzwischen der Zweite Weltkrieg ausgebrochen war, mussten die drei Freunde ins Deutsche Reich zurückkehren.
Expedition ins Unbekannte (Trailer)
Nach dieser Karibikexpedition und ersten Fachartikeln gab Hass das Studium der Rechtswissenschaften auf, um auf Zoologie umzusatteln. Eine weitere Expedition führte ihn 1942 in die Ägäis. Mit dabei war diesmal auch der eigenwillige und zähe Überlebenskünstler Alfons Hochhauser, der Hass als Ortskundiger, Dolmetscher und Fischerei-Experte diente. Es entstand der Film: "Menschen unter Haien", der ein großer Erfolg wurde. Den Menschen die Angst vor Haien zu nehmen, war eines seiner Hauptanliegen.
Dem Paradies auf der Spur [5 DVDs]
Während dieser Zeit hatte Hass zusammen mit den Dräger-Werken in Lübeck ein autonomes Sauerstoff-Tauchgerät entwickelt, das er auf seinen Expeditionen in die Ägäis mitnahm, und nach dem Krieg auch in den Sudan und auf anderen Forschungsreisen.
Das ursprüngliche Gerät, die "Gegenlunge", erlaubte nur ein Aufrechtgehen auf dem Meeresgrund, kein Schwimmen unter Wasser. Im Frühjahr 1941 änderte Hass zusammen mit Oberingenieur Hermann Stelzner das Gerät für für seinen Verwendungszweck um.
1943 arbeitete Hass an der zoologischen Station in Neapel und promovierte zum Dr. rer. nat. Der Zweimastschoner "Seeteufel" wurde gekauft und zum Forschungsschiff ausgebaut. 1948 wurden die Hans-Hass-Flosse und ein wasserdichtes Gehäuse für die Leica entwickelt.
Lotte beim Tauchen
Als Hans Hass im Sommer 1947 eine Sekretärin suchte, bewarb sich Lotte Baierl, die ein großer Fan von Hass war, erfolgreich für die Stelle. Neben der Büroarbeit lernte sie mit Tauchgeräten und Unterwasserkameras umzugehen, denn sie hoffte, an der nächsten Expedition von Hass teilnehmen zu dürfen. Die Teilnahme von Lotte wurde nur deshalb möglich, weil die Wiener Sascha-Filmgesellschaft darauf bestand, den nächsten Dokumentarfilm mit einer hübschen weiblichen Hauptdarstellerin für ein größeres Publikum attraktiver zu machen. Die mehrmonatige Expedition 1950 ans Rote Meer war sehr erfolgreich. Hass konnte als erster Mensch Mantas und Walhaie filmen. Lotte betätigte sich dort als Unterwasser-Fotografin und Unterwasser-Modell.
1947 wurde sein Film „Menschen unter Haien“ in Zürich uraufgeführt. Es folgten Verträge mit Herzog-Film in München sowie Sascha-Film in Wien und – nach zwei Expeditionen zum Roten Meer – zwei Expeditionen mit dem Dreimastschoner „Xarifa". Ein Film darüber, „Unternehmen Xarifa“, erschien im Jahr 1954 und gewann 1959 den Oscar. Das neue Forschungsschiff „Xarifa“ musste sich teilweise durch Foto-Safaris (im Roten Meer) und mit Hilfe der BBC finanzieren. Als Kapitän des Schiffes fungierte Johann Diebitsch, der 1957 als Kommandant der „Pamir“ ums Leben kommen sollte. Die „Xarifa“ selbst wurde 1960 von Hass wieder verkauft.
Ausschnitt aus dem Film „Das Mädchen auf dem Meeresgrund"
Beginnend mit den 1960er Jahren widmete sich Hass verstärkt der Biologie, speziell der Evolution des Lebens auf der Erde, worüber er zahlreiche Bücher schrieb, die ihm allerdings nicht die große Anerkennung brachten, wie es seine erste Karriere getan hatte. Unter anderem engagierte sich Hess intensiv für den Umweltschutz.
Seine Leidenschaft fürs Tauchen begleitete ihn bis ins hohe Alter: 2005, im Alter von 86 Jahren, tauchte Hass noch vor den Malediven, um die Folgen der Tsunamikatastrophe unter Wasser zu untersuchen. Zwei Jahre später nahm er an einer Kreuzfahrt vor Port Sudan teil und unternahm dort ebenfalls noch einige Tauchgänge.
Im Jahr 2010 wurde ein Fernsehfilm mit dem Titel „Das Mädchen auf dem Meeresgrund“ gedreht, der über das Leben von Hans und Lotte Hass und ihre ersten Expeditionen zum Roten Meer berichtet. Benjamin Sadler und Yvonne Catterfield stellten Hans und Lotte Hass im Film dar, während Harald Krassnitzer den österreichischen Abenteurer Alfons Hochhauser spielte. Mehr als vier Millionen Menschen sahen die ORF/ZDF-Koproduktion allein bei der Erstausstrahlung im Dezember 2011.
Hans Hass gilt als der Begründer des Tauchsports und als der wichtigste Wegbereiter der modernen Meeresforschung. Hans Hass hat den Menschen das Tor zum Ozean geöffnet. Er baute die ersten handlichen Unterwasserkameras der Welt und schwamm mit ihnen als Erster frei tauchend mit Maske und Flossen. Er war der Erste, der es wagte, unter Haien und Mantarochen zu tauchen und sich mit der Kamera unter Wasser einem Pottwal zu nähern. Er filmte auch als Erster einen Walhai im Roten Meer.
"Heute sind überall Taucher. Als wir zu tauchen begannen, waren wir überall die Ersten, die dorthin vorgedrungen sind", äußerte Hass kurz vor seinem 90. Geburtstag.