Persönlichkeiten

Leo Slesak, der humorvolle Tenor



Er war der Liebling meiner Groß­tan­te. Sie erzählte mir auch die be­rühm­te Anekdote mit dem Schwan: Als in „Lohengrin“ ein Büh­nen­tech­niker den Schwan zu früh in Be­we­gung setzte, bevor der Tenor auf­ge­stie­gen war, soll er das verdutzte Publikum gefragt haben: „Ent­schul­digen Sie, wann geht der nächste Schwan?
Leo Slezak in einer Zeichnung von Franziska Bilek
Der Sänger und Schauspieler Leo Slezak war einer der populärsten Te­nor-Sänger in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Leo Slezak wurde als Sohn eines Müllers am 18. August 1873 in Mährisch-Schönberg (heute Šumperk, Tschechische Republik) geboren. Seine Kindheit war von ma­te­rieller Not geprägt. Er musste, weil er ein eher „schwieriger“ Schüler war, die Realschule in Brünn vorzeitig verlassen. Danach wurde er Gärt­ner­lehrling beim Hofgärtner der Erzherzogin Elisabeth in Gmunden am Traunsee und schließlich kam er in die Lehre in die Maschi­nen­schlosserei in Brünn. In dieser Zeit kam er einmal als Statist ins Theater und von da an wuchs seine Begeisterung für das Theater, vor allem für komische Rollen. In dieser Zeit entdeckte sein Lehrer, der Bariton Adolf Robinson, seine Stimme. In selbstloser Weise nahm er den Jungen als Schüler auf und bildete ihn aus.
Slezak debütierte 1896 in Brünn als Lohengrin und bereits zwei Jahre später stand er an der Königlichen Hofoper in Berlin auf der Bühne, wenn auch vor­erst nur mit Nebenrollen. 1897 wechselte er an das Theater in Bres­lau, wo er seine spätere Frau, die Schauspielerin Elisabeth Wertheim (1874-1944) ken­nen­lern­te. Bei Gastspielen in London und Wien wurde er be­reits enthusiastisch gefeiert. 1901 berief ihn Gustav Mahler an die Hofoper (die spätere Staats­oper) in Wien, von der er ständiges En­sem­ble­mitglied wurde. Von da an war sein Aufstieg nicht mehr auf­zuhalten.
Leo Slezak singt Schumanns "Mondnacht"
Bis 1934 war Slezak einer der gefeiertesten Stars der Wiener Staatsoper und auch an anderen europäischen Opernhäusern von Rang und der Metropolitan Opera von New York feierte er große Erfolge, besonders als Wagner-Interpret aber auch sein Othello war legendär. Im April 1934 betrat er das letzte Mal als Othello die Bühne der Wiener Staatsoper.
Mit einer Körpergröße von 195 cm und einer unübersehbaren Leibesfülle war Slezak eine markante Erscheinung. Seine Stimme war ein Heldentenor. Die Tonfülle und der strahlende Glanz seiner Stimme sind auch auf den Schall­plat­ten noch deutlich zu spüren. Seine Text­ver­ständlichkeit war außerordentlich und sein „Pia­nissimo“ legendär.

Leo Slezak - Otello - Ora e per sempre

Slezak war so klug, seine Opernsänger-Karriere rechtzeitig abzuschließen und seine neue Karriere vorzubereiten. Zunächst, in den 1920er Jahren, wech­sel­te er das musikalische Genre. Offenbachs rabenschwarze Ballade vom Ritter Blau­bart (1931) und die Fledermaus von Johann Strauß sind hier zu er­wäh­nen. 1932 begann er eine Karriere als Schauspieler im deutschen Film, wo er meistens komische Rollen spielte und fast im­mer auch sang. Die bekannteren Filme sind "La Paloma" (1934), „Gasparone" (1937), „Es war eine rauschende Ballnacht“ (1939) und „Münch­hausen" (1943).

Gasparone

Leo Slezak lebte hauptsächlich in Wien, ab Mai 1938 in Berlin, während der Fe­rien oft in einem alten Bauernhaus in Rottach-Egern, wo er unter anderen mit Ludwig Thoma und Ludwig Gang­ho­fer befreundet war. Seine letzten Le­bens­jahre verbrachte er in Rottach-Egern, wo er am 1. Juni 1946 starb.

Leo Slezak singt
Gasparone
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Leo Slezak
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Wann geht der nächste Schwan
The immortal voices of the Vienna Opera [CD] Schlag nach bei Mar­kus: Ös­ter­reich in sei­nen bes­ten Ge­schich­ten und Anek­doten Wann geht der nächste Schwan?

Auch seine Kinder Walter und Margarete wurden Schauspieler, Walter brachte es in den USA sogar zu einer gewissen Berühmtheit. In seinen Me­moiren „Wann geht der nächste Schwan?“ erzählt er auch mit großem Witz und Herz zahlreiche Episoden aus dem Leben seines Vaters.

Rendezvous in Wien

Seinen Witz bewies Slezak auch als Schriftsteller mit zahlreichen humorvollen Büchern und Me­moiren. 1922 erschien "Meine sämtlichen Wer­ke", 1928 "Der Wortbruch" und 1948 "Mein Le­bens­märchen", um nur ein paar zu erwähnen. Diese Bücher sind vollgespickt mit kleinen Anekdoten und Geschichten aus seinem Leben. Seine Werke waren fast ausnahmslos Bestseller.
Unzählige mehr oder weniger wahre Anekdoten von oder über ihn zeugen von Slezaks großem Humor. In der alten Hofoper soll er einmal zu seinem Gar­de­robier gesagt ha­ben: „Novak, heut Nacht hab ich von Ihnen ge­träumt. Wenn das noch einmal vorkommt, kriegen S' a Watschen!". Die Tochter des be­rühm­ten Wagner-Sän­gers Erik Schmedes soll Slezak einmal gesagt haben: „Weißt du, Onkel Leo, du bist halt ein Sänger, aber mein Papa ist ein Küns­t­ler.Slezak ant­wor­tete: „Wenn dein Papa das hohe C hätte, wä­re er auch ein Sänger!“ Die Anekdote mit dem Schwan soll aller­dings falsch sein, denn der Spruch „Wann geht, bit­te, der nächste Schwan“ stammt nachweislich vom Te­nor Joseph Tichat­schek. Bestenfalls hat Leo Slezak den Sän­ger-Kollegen nach­geahmt.
1960 wurde in Wien Währing (18. Bezirk) eine Gasse nach ihm benannt.
 

 
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