"Der Moser ist bis heute gültig!", konstatierte einmal Fritz Muliar. Und tatsächlich: Auch nach fast 50 Jahren nach seinem Tod gilt noch, dass der österreichische Volksschauspieler Hans Moser ein einzigartiger Menschendarsteller voller Humor und Wiener Charme ist.
Wie passend! Der Ausdruck „mosern“ (für meckern, kritisieren, nörgeln, quengeln) scheint Hans Moser wie auf den Leib geschrieben. Und dennoch leitet sich das Wort nicht von ihm ab, sondern vom jiddischen „mossern". Im Wienerischen wird der Ausdruck übrigens kaum verwendet, hier sagt man „raunzen“.
Hans Moser (eigentlich Johann Julier) wurde am 6. August 1880 in Wien geboren, als drittes Kind von Franz Julier, einem akademischen Bildhauer, und seiner Frau Serafina. Den Namen „Moser“ nahm er vom Hofschauspieler Josef Moser an, bei dem er Sprechunterricht erhielt. Zunächst zog Moser mit Wanderbühnen durch das Land, 1897 bekam er sein erstes Engagement in Böhmen und 1903 wurde er an das Theater in der Josefstadt berufen. Dort hatte er aber wegen seines Aussehens und seiner Körpergröße (er war nur 1,57 m groß) keinen besonderen Erfolg. So zog er wieder auf Wanderbühnen durch Österreich-Ungarn. Ab 1910 hatte er kleinere Revue-, Kabarett- und Theaterengagements in Wien und erst 1913 erntete er erste Erfolge als Komiker in der Kellerbühne „Max und Moritz“ in Wien.
Im Jahr 1911 heiratete er Blanca Hirschler. Zwei Jahre später kam die einzige Tochter des Paares, Grete, auf die Welt. Moser vergötterte seine Frau, die sehr dominant war und bald das Leben und die Karriere des jungen Schauspielers in die Hand nahm: Sie war Ehefrau, Gefährtin und Finanzministerin.
Mein Herz das ist ein Bilderbuch vom alten Wien
Während des Ersten Weltkriegs leistete Moser Kriegsdienst als Reserve-Infanterist in Italien, Polen und Rußland. Er unterhielt seine Kameraden zuweilen mit Späßen so gut, dass sie vom schrecklichen Kriegsalltag abgelenkt wurden. Nach dem Krieg trat er regelmäßig in den Wiener Kabaretts auf. Fritz Löhner- Beda schrieb 1922 für ihn den Solo-Einakter „Ich bin der Hausmeister vom Siebenerhaus“. 1923 wurde Robert Stolz auf ihn aufmerksam und engagierte ihn für eine Revue. Zwei Jahre später holte Max ReinhardtMoser zurück an das Theater in der Josefstadt, wo er in Stücken von Nestroy, Schnitzler und Horváth spielte.
Hans Moser im Film „Das Ekel"
Mit Max Reinhardt ging er auf USA-Tournee in den Jahren 1927 und 1928, wo er in „Sommernachtstraum“ unter anderem am New Yorker Broadway spielte. Zurück in Wien war er bald nur noch als "Der Moser“ bekannt und wurde zum viel beschäftigten Schauspieler und Komiker an den Wiener Bühnen.
Hans Moser feierte zwar auch am Theater zahlreiche Triumphe, aber er wurde vor allem als Filmschauspieler bekannt und berühmt. Er wurde zum Vorbild vieler Zuschauergenerationen. Sogar der große Charlie Chaplin kannte – und bewunderte – den "Moser". Moser bleibt bis heute ein Evergreen. Als er 1964 starb, hatte er etwa 160 Filme gedreht.
Hans Moser singt das "Briefträgerlied"
Er stellte in seinen Rollen, mit seinem charakteristischen Nuscheln, seinem ewigem Nörgeln und seiner rudernden Gestik immer die „kleinen Leute" dar, meistens kauzige Typen, Beamten, Diener, Pförtner, Gärtner und nicht selten Personen, die im Laufe der Handlung ihre Meinung und ihr Verhalten komplett ändern, wie z.B. im Film „Der Herr Kanzleirat", in dem ein alter Frauenfeind sich auf seine alten Tage noch in eine junge Frau verliebt. Die Kombination aus seiner einzigartiger Mimik, seiner Gestik und Sprache machte aus ihn ein Original, das auch aus den schlechtesten Drehbuch einen erfolgreichen Film machte. Moser war auch ein beliebter Sänger von Wienerliedern, das bekannteste davon dürfte Die Reblaus sein.
Er war ein begnadeter Schauspieler. Und er war "der Wiener" schlechthin.
Hans Moser war während der Kriegsjahre zwischen 1939 und 1945 ein höchst populärer Filmschauspieler: „Meine Tochter lebt in Wien“ (1940), „Liebe ist zollfrei“ (1941), "Wiener Blut" (1942), „Maske in Blau“ (1943) und viele andere Filme waren große Kassenerfolge. Während der Nazi-Zeit konnte Moser, dessen Ehefrau Jüdin war, nur durch eine Sondergenehmigungen als Filmschauspieler in deutschen Filmen tätig sein. Er weigerte sich aber, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. 1939 wurde sie gezwungen, nach Ungarn emigrieren. Mosers Tochter Grete wanderte nach Argentinien aus. Es war ausschließlich wegen seiner großen Popularität, dass er die Genehmigung zum Schauspielern bekam. Trotzdem ließ sich Moser mitunter auch für Propagandafilme einspannen wie z.B. für "Mein Sohn, der Herr Minister" (1937), eine Komödie, die als Persiflage auf die parlamentarische Demokratie gilt.
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Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog das Ehepaar Moser wieder zusammen.
Nach Kriegsende spielte Moser u.a. am Wiener Burgtheater. In den 1950er Jahren wirkte Moser in zahlreichen Kassenschlagern mit, vor allem "Hallo Dienstmann" und "Herrn Josefs letzte Liebe" waren sehr erfolgreich. Im Jahr 1961 spielte er für eine österreichische TV-Version noch einmal den Zauberkönig in Ödön von HorváthsGeschichten aus dem Wiener Wald. 1964 starb Moser im 84. Lebensjahr an Lungenkrebs. Er und seine Frau sind beide auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.
Die Reblaus
Bei den Dreharbeiten zum Film Mariandl (1961) war eine Szene bereits gedreht, als der Regisseur noch verlangte, Moser solle vor dem Einsetzen der Musik den Satz "Also geh' ma's an!" einfügen. Moser, der Probleme beim Synchronisieren hatte, setzte jedesmal entweder zu früh oder zu spät ein. Als er das Studio verließ, wurde sein Kollege Gunther Philips gerufen, der den Satz problemlos nach Moser-Manier ins Mikrofon nuschelte. Als Monate später der Film vorgeführt wurde und die Szene kam, sagte Moser: "Und da behaupten die Leut immer, i kann net synchronisier'n. Großartig war's!"
Während des Krieges besuchte Moser einige Freunde aus der Widerstandsbewegung in der Wohnung eines Cafetiers, der es geschafft hatte, Lebensmittel in einer für das Kriegsjahr 1944 unvorstellbaren Menge und Qualität zu besorgen. Als Moser sah, wie sich die Tische bogen, sagte er zu seinen Freunden: "Und so wollt`s ihr den Krieg verlieren?"
Mosers markant nuschelnde Stimme wird auch heute noch von Stimmenimitatoren im Kabarett eingesetzt. Georg Markus schrieb: "Es war einst große Mode, Hans Moser zu imitieren. Bei einem Frühlingsfest, so erzählte man sich, sei eine Preiskonkurrenz veranstaltet worden, bei der die drei besten Moser-Parodisten gekürt werden sollten. Der Volksschauspieler habe aus Jux – maskiert wie alle anderen Bewerber – daran teilgenommen. Mit dem Ergebnis: Hans Moser landete auf Platz drei..."
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