Hedy Lamarr, die österreichische Hollywood-Legende
Kaum jemand weiß es: Dass ein Telefongespräch übers Mobiltelefon nicht allzuleicht abzuhören ist, dafür sorgt das Frequenzsprungverfahren. Erfunden hat es kein Physiker, sondern Hedy Lamarr, das Wiener Mädel, das zum Hollywood-Weltstar wurde, die schönste Frau der Welt, die intelligente Frau, die eine bahnbrechende Erfindung machte.
Hedy Lamarr (bürgerlicher Name Hedwig Eva Maria Kiesler) war eine weltberühmte Filmschauspielerin und geniale Erfinderin. Sie kam am 9. November 1914 in Wien (damals Österreich-Ungarn) auf die Welt und starb am 19. Jänner 2000 in Florida, USA). Ihr Vater Emil Kiesler, der aus Lemberg (Galizien, heute Ukraine) stammte, war Bankdirektor in Wien, ihre Mutter Gertrud, geb. Lichtwitz, war Konzertpianistin und stammte aus Budapest. Beide Elternteile waren jüdischen Glaubens.
Hedwig fühlte sich sehr früh von der Filmwelt angezogen. Ihre erste Rolle erhielt sie im Film „Geld auf der Straße“, da war sie ganze 16 Jahre alt. Schon in ihrem vierten Film (in dem sie mit Heinz Rühmann spielte) hatte sie eine Hauptrolle.
Berühmt wurde sie aber durch den tschechoslowakisch-österreichischen Film „Symphonie der Liebe“ (bekannt unter dem Titel „Ekstase“) von 1933. Denn er wurde zum Skandal. Nicht nur wegen der zehnminütigen Nacktszene, die für Aufsehen sorgte, sondern vor allem wegen einer Liebesszene, in der nur ihr erregtes Gesicht zu sehen war. In Deutschland wurde der Film deshalb verboten. Erst 1935, nach Kürzungen durch die Nazis, wurde er in einzelnen Kinos gezeigt, mit dem Prädikat: Jugendgefährdend!.
1933 heiratete sie den reichen Fabrikanten Fritz Mandl, einen herrschsüchtigen und eifersüchtigen Mann, der ihr das Auftreten in Filmen verbot. Mandl war Waffenfabrikant, der unter anderem auch mit dem nationalsozialistischen Deutschland Geschäfte machte.
Sie verließ ihn 1937 und ging nach Paris, später nach London, wo sie vom Hollywood-Produzenten Louis B. Mayer entdeckt wurde. Er gab ihr den Künstlernamen „Hedy Lamarr“ und brachte sie unter dem Titel „Schönste Frau der Welt“ nach New York, wo sie in kürzester Zeit die Filmwelt eroberte.
Die österreichische Hollywood-Legende
Durch ihr schauspielerisches Können und ihre Schönheit spielte sie bald an der Seite von Hollywood-Größen wie James Stewart und Clark Gable und wurde zu einer wahren Stilikone der 1930er und 40er.
Hedy Lamarr, die sich als Gegnerin des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg auf die Seite der Alliierten stellte, entwickelte (zusammen mit dem Komponisten und Tüftler George Antheil) eine 1942 patentierte Funkfernsteuerung für Torpedos. Bereits in jungen Jahren hatte sie Interesse an Technik und Wissenschaft gezeigt.
Es handelt sich dabei um ein Modulationsverfahren, bei dem das Nutzsignal auf eine sich in einer pseudo-zufälligen Folge sprunghaft ändernde Trägerfrequenz aufmoduliert wird. Die Sprungfolge muss Sender und Empfänger bekannt sein, damit beim Empfänger die Demodulation möglich ist.
Gedacht war diese bahnbrechende Innovation ursprünglich für das amerikanische Militär, um die Funksignale für die Torpedosteuerung unauffindbar zu machen und den Alliierten im Zweiten Weltkrieg so einen Vorteil zu verschaffen. Nachdem die Technik erst einmal in den Schubladen verschwunden war, kam sie während der Kuba-Krise 1962 erstmals zum Einsatz.
Tatsächlich wurde mit dieser Technik der Grundstein für die Entwicklung der zukünftigen Telekommunikation gelegt. Die Erfindung findet bis heute Einsatz in der modernen Technologie - GPS, WLAN, Bluetooth und Smartphones gäbe es in dieser Form nicht ohne Hedy Lamarr.
Hedy Lamarr: Bilder
Hedy Lamarr bekam gelegentlich gute Filmrollen, doch meistens war sie als dekoratives Beiwerk zu sehen. Dies gilt insbesondere für ihren größten kommerziellen Erfolg, den Film „Samson und Delilah“ von Cecil B. De Mille. Lamarr behauptete in späteren Jahren oft, sie habe viele gute Rollen abgelehnt, so beispielsweise in „Casablanca“. Im Jahr 1958 drehte sie ihren letzten Film.
Die Schauspielerin, die als schönste Frau der Welt galt, war sechs Mal verheiratet und hatte auch zahlreiche Affären. In fortgeschrittenen Jahren fiel die Diva durch Schönheitsoperationen und Ladendiebstahl auf und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.
1960 wurde Hedy Lamarr mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. 1997 verlieh die Electronic Frontier Foundation ihr den EFF Pioneer Award in Würdigung ihrer und Antheils Erfindung.
Hedy Lamarr starb 2000 in den USA und ist in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (für Interessierte: Gruppe 33 G, Grab Nr. 80) beigesetzt.
Es soll Lamarrs letzter Wille gewesen sein, dass ihre Asche im Wienerwald verstreut werde. Zum Teil entsprachen ihre Kinder diesem Wunsch, indem sie die Hälfte der Asche im nördlichen Wienerwald verstreuten. Die Szene wurde Teil des Films „Calling Hedy Lamarr“.
Seit 2018 verleiht die Stadt Wien den Hedy-Lamarr-Preis an innovative Wissenschaftlerinnen. 2006 wurde der Hedy-Lamarr-Weg in Wien Meidling (12. Bezirk) nach der Schauspielerin benannt. Der Tag der Erfinder wird ihr zu Ehren in Deutschland, Österreich und der Schweiz an ihrem Geburtstag am 9. November gefeiert.