Andreas Hofer (1767 - 1810) gilt in seiner Rolle als Anführer des Tiroler Aufstands von 1809 als Freiheitskämpfer gegen die bayerische und die französische Besetzung seiner Heimat.
Der dritte Koalitionskrieg (Österreich, Großbritannien, Schweden und Russland gegen Frankreich, Bayern, Baden und Württemberg), den Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz für sich entschieden hatte, wurde am 26. Dezember 1805 durch den Frieden von Pressburg beendet.
Die Schlacht bei Austerlitz
Lange waren die Tiroler von den Erschütterungen der Napoleonischen Kriege verschont geblieben. Aufgrund dieser Niederlage Österreichs kam Tirol aber jetzt unter die bayerische Herrschaft. Als am ersten Mai 1805 die neue Verfassung in Kraft trat, gab es kein Tirol mehr, das Land trug nun die Bezeichnung Südbayern und wurde in den Inn-, Eisack- und Etschkreis aufgeteilt. Damit wurde die seit 1363 bestehende Beziehung Tirols zu Österreich und zum Hause Habsburg beendet.
Die größte Empörung unter den Voksmassen riefen aber die Reformen hervor, die von den aufklärerischen Ideen des bayerischen Ministers Maximilian von Montgelas initiiert wurden. So sollten Klöster aufgehoben und verkauft werden, die Kirche unter staatliche Aufsichts- und Verfügungsgewalt kommen und eine Reihe von religiösen Praktiken verboten werden. Das Verbot des Rosenkranzgebets, von Kreuzgängen, Prozessionen, Wetterläuten und sogar von der Christmette am Heiligen Abend führte in ganz Tirol zu einen Proteststurm gegen die bayerische Verwaltung.
Die Anfang 1809 aufgenommene Zwangsrekrutierung junger Tiroler brachte das Fass zum Überlaufen. Am 9. April wurde in der Tiroler Hauptstadt Innsbruck der Aufstand gegen die Besatzer aufgerufen. Andreas Hofer, Viehhändler und Wirt im Gasthaus „Am Sand“ im Südtiroler Passeiertal, stellte sich an die Spitze der antibayerischen Bewegung.
Die Tiroler Schützen waren gefürchtet. Spätestens seit dem Landlibell 1511 von Kaiser Maximilian I. (das festgelegt hatte, dass die Stände zur Verteidigung des Landes Kriegsdienste zu leisten hatten) waren alle wehrfähigen Männer aller Stände Tirols bewaffnet und auch im Umgang mit der Waffe geübt. Die Aufständischen hatten starken Rückhalt in der Bevölkerung, sowohl bei den einfachen Bauern als auch im Adel und im Klerus.
Geschichte Tirols
Tirol unter dem bayerischen Löwen
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Tirol ist nur eines: vom Andreas zum Hofer
Aufgrund eines Geheimabkommens zwischen Andreas Hofer und den Habsburgern marschierten österreichische Truppen in Tirol ein. Sie trafen jedoch zu allen wichtigen Kampfhandlungen zu spät ein. Die Befreiung Tirols wurde allein vom bewaffneten Landvolk erreicht.
Bereits am 11. April konnte sich Andreas Hofer bei Sterzing gegen die Bayern durchsetzen, am 12. April kam es zu Kämpfen um Innsbruck (erste Bergisel-Schlacht), bei denen die Landeshauptstadt Innsbruck durch die Tiroler Streitkräfte befreit wurde. So konnten am 14. April die Österreicher in Innsbruck einziehen. Aber bereits am 19. Mai gelang es den bayerisch-französischen Truppen unter dem Oberbefehl des französischen Marschalls Lefebvre wieder, Innsbruck einzunehmen. Die regulären österreichischen Truppen zogen sich daraufhin – inzwischen hatte Napoleon Wien besetzt! – größtenteils aus Tirol zurück.
Nach dem Abzug Lefebvres aus dem – scheinbar – befriedeten Tirol blieben 6.000 bayerische Infanteristen und 500 Reiter in Innsbruck zurück. Inzwischen hatten sich die tiroler Schützenkompanien unter dem Kommando von Andreas Hofer organisiert und es kam am 25. und am 29. Mai zu Kämpfen (zweite Schlacht am Bergisel), wobei sich die bayerischen Truppen am 29. Mai geschlagen ins Unterinntal zurückzogen. Am 30. Mai zog Andreas Hofer in Innsbruck ein.
Weil aber Napoleon am 5. und 6. Juli die Österreicher in der Schlacht bei Wagram besiegte, wurden letzere am 12. Juli zum Waffenstillstand von Znaim gezwungen. Erneut wurde Tirol durch napoleonische Truppen besetzt und die Österreich bestätigten den Franzosen den Verzicht auf Tirol.
Andreas Hofer rief daraufhin die Bevölkerung zum Landsturm auf, dem am 13. August 1809 (15.000 bayerische, sächsische und französische Soldaten unter der Führung von General Levèbvre standen einem ebenso großen Tiroler Schützenaufgebot unter Andreas Hofer gegenüber) ein erneuter Sieg folgte (dritte Bergisel-Schlacht), nach dem Andreas Hofer in die Innsbrucker Hofburg einzog und von dort aus das Land regierte.
Trotz der Tiroler Erfolge verzichteten die Österreicher mit dem im Oktober 1809 unterzeichneten Friede von Schönbrunn erneut auf Tirol. Ein weiteres Mal rief Andreas Hofer sein Volk zu den Waffen. Mitte Oktober traten bayerische Truppen zum Sturm auf Tirol an, und bereits am 24. Oktober standen sie vor Innsbruck, aus dem Hofer schon geflohen war. Am 1. November 1809 (vierteBergiselschlacht) erlitten die Tiroler in einem knapp zweistündigen Gefecht eine Niederlage.
Die Erschießung Andreas Hofers in Mantua (1810)
Einzelne Erfolge Mitte November, etwa bei Meran und St. Leonhard in Passeier konnten den endgültigen Zusammenbruch des Widerstands nicht verhindern. Andreas Hofer konnte sich aber nicht zur Flucht nach Österreich entschließen. Zunächst suchte er mit seiner Familie Zuflucht auf der „Kellerlahn“; (Passeiertal), danach auf der „Pfandleralm“. Auf dieser Alm endete schließlich seine Flucht. Nachdem der Landwirt Franz Raffl, der „Judas von Tirol“, für 1.500 Gulden das Versteck Andreas Hofers verraten hatte, wurde Hofer am 28. Jänner 1810 auf der Pfandleralm festgenommen und auf ausdrücklichen Befehl Kaiser Napoleons am 20. Feber 1810 in Mantua von einem Erschießungskommando exekutiert. Der Aufstand der Tiroler war gescheitert. Noch heute werden in Tirol Verräter „Raffl“ oder „rafflerisch“ genannt.
„Ach Himmel es ist verspielt“ (Text und Musik: anonym) ist ein Volkslied aus Tirol auf den Tod des Andreas Hofer (1767-1810).
Ach, Himmel es ist verspielt
Ach Himmel, es ist verspielt
ich kann nicht mehr lange leben,
der Tod steht vor der Tür
will mir den Abschied geben,
meine Lebenszeit ist aus
ich muss aus diesem Haus
Mich General vom Sand
den führen sie jetzt gefangen,
mein´ bittern, blutgen Schweiß
den habens mir abgenommen
sie führn mich aus dem Land
mit größtem Spott und Schand
Hier liegt mein Sabl und Gwehr
und alle meine Kleider
ich bin kein Kriegsmann mehr
ach Himmel, ich bin ein Leider
ich bin verlassen ganz
vom römischen Kaiser Franz.
Die Hauptstadt von Tirol
die habn sie mir genommen,
es ist kein Mittel mehr
sie wiedrum zu bekommen,
es ist kein Mittel mehr,
wenns nit kummt von oben her
O trauervolle Zeit
was wird aus mir noch werden!
Der Befehl ist schon bereit
erschossen muss ich werden,
es ist schon lang bekannt
wohl in dem ganzen Land.
O große Himmelsfrau
du Königin Maria!
Auf dich ich jetzt vertrau
o Jungfrau Maria!
O liabe Frau, i bitt,
verlass den Sandwirt nit!
Andreas Hofer wurde in Mantua im Garten des Pfarrers begraben. 1823 wurden seine Gebeine von Tiroler Kaiserjägern ausgegraben und nach Innsbruck gebracht, wo sie in der Hofkirche ihre letzte Ruhe fanden.
Tirol blieb keine zehn Jahre unter bayerischer Herrschaft. 1813 wechselten die Bayern die Seiten und kämpften unter österreichischem Oberkommando gegen Napoleon. So fiel im Jahr 1814 Tirol wieder an die Habsburger.
Andreas Hofer – Volksheld, Märtyrer und Freiheitskämpfer – gehört zweifellos zu den bekanntesten Tirolern aller Zeiten. Wenn auch die Anhänger der Aufklärung in ihm eher einen religiös engstirnigen Reaktionär sahen – er soll so fromm gewesen sein, dass die unbekleideten Figuren im Hofgarten bei ihm Ärgernis erregten und er sie zu Kanonenkugeln gießen lassen wollte –, so kann man nicht leugnen, dass er sich die Freiheit seines Heimatlands sehr zu Herzen nahm, und dass er dadurch eine heimatstiftende Figur in der Geschichte Tirols war – und geblieben ist.
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Tirol unter dem
bayerischen Löwen
Andreas Hofer Die Freiheit des Adlers
Bergblut
Der Judas von Tirol
Andreas Hofer - Sein Leben, seine Zeit, sein Mythos