Geschichte

Die Schlacht auf dem Kahlenberg (1683)


Im Jahr 1683 stand Wien 61 Tage lang unter der Belagerung der Os­manen. Schließlich gelang es einem Heer aus Österreichern, Polen, Bayern und Sachsen, die Belagerer zu schlagen. Das war der Anfang vom Ende des Osmanischen Reichs.
Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg (1638 - 1701), kaiserlicher Ge­ne­ral und Präsident des Hofkriegsrates, war ab 1680 Wiener Stadt­kom­man­dant und während der Belagerung durch die Osmanen der Verteidiger Wiens. An seiner Seite stand der Bürgermeister Wiens Johann Andreas von Liebenberg.
Die Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 be­en­de­te die Zwei­te Tür­ken­be­lagerung Wiens. Ein deutsch-pol­nisches Entsatzheer (*) unter der Führung des pol­ni­schen Kö­nigs Johann III. Sobieski be­sieg­te die osmanische Armee.
Die Niederlage bedeutete den Anfang vom Ende der türkischen He­ge­monialpolitik in Europa. Auf der Seite der Christen kämpften die ver­ei­nigte Infanterie und Artillerie der Allianz aus Österreich, Sachsen, Bayern, Baden und des Kirchenstaats sowie das polnische Rei­ter­heer. Ihr gegenüber stand das Wien belagernde os­ma­ni­sche Heer unter der Führung von Kara Mustafa Pascha. Unterstützt wurde er von der Un­ga­rischen Oppo­si­tion unter Imre Thököly.

(*) Ein Heer, das die Aufgabe hat, eine belagerte Stadt oder Festung zu ent­setzen, also zu be­freien.

Am 7. Juli 1683 war der kaiserliche Hof aus Wien geflüchtet. Kai­ser Leopold I konnte die Stadt mit etwa 80.000 Einwohnern noch recht­zei­tig ver­las­sen.
Am 10. bis 13. Juli rückte die kaiserliche Besatzung (11.000 Mann) zur Unterstützung der 5.000 Angehörigen der Wiener Bürgerwehr und Freiwilligen in Wien ein.
Die zweite Türkenbelagerung Wiens (1683)
Zusammenstellung der Ereignisse:
Am 11. Juli 1683 erreichten die Türken Hainburg und richteten ein Blut­bad an. Ab dem 14. Juli war die Reichshauptstadt Wien kom­plett vom osma­ni­schen Heer ein­ge­schlos­sen.
Am 15. Juli begann die Be­schie­ßung Wiens.
Am 16. Juli räumten die kaiserlichen Truppen die Do­nau­in­sel, brachen die Do­naubrücke ab und zogen sich auf das linke Donaufer zurück. Starhemberg wurde verwundet.
Am 19. Juli miss­glück­te ein Ausfall der Be­satz­ung.
Am 19. Juli erreichten die Osmanen mit ihren Laufgräben den äu­ße­ren Rand des Stadt­grabens und begannen mit dem Minenkrieg. Mit 5.000 Mineuren waren die Osmanen eindeutig im Vorteil.
Am 23. und 25. Juli kam es zu Minen­spren­gun­gen und Sturm­an­grif­fen; nach nochmaligem Sturmangriffa m 3. August konnten sich die Osmanen am 12. August im Graben festsetzen.
Am 4. Sep­tember wurde die Burgbastei durch eine Mine zerstört.
Am 5. und 6. Sep­tem­ber unternahmen die Osmanen Sturmangriffe auf die Löwelbastei.

Die Türkenkriege Die Osmanen
Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege Die Osmanen: Ge­schich­te ei­ner Groß­macht

Kaiser Leopold I aktivierte indessen die Bündnisse innerhalb des Reiches und holte Finanzierungszusagen von Papst Innozenz XI und Venedig ein. Der Papst vermittelte zwischen dem Kaiser und König Johann III Sobieski von Polen, der ein wichtiges Heer zur Befreiung Wiens be­reit­stell­te. Allerdings erst nachdem er das Oberkommando über das Ent­satz­heer erhalten hatte.
Das Heer der „Heiligen Liga europäischer Mächte“ bestand aus:
Polen unter König Johann III Sobiesky
Kaiserliche Truppen unter Herzog Karl von Lothringen
Bayern unter Kurfürst Max Emanuel von Bayern
Franken & Schwaben (südwestdeutsche Fürstentümer) unter Fürst von Waldeck
Sachsen unter Kurfürst Johann Georg III von Sachsen
Gesamtstärke der Christlichen Truppen: Infanterie 39.600 Mann, Ka­val­le­rie 34.400 Mann. Gesamtstärke 74.000 Mann.
Dem gegenüber stand das Osmanische Heer mit 120.000 Mann.
Am 11. September besetzten die alliierten christlichen Truppen das Kahlen­gebirge. In den Morgenstunden des 12. Septembers ging das Entsatzheer zum Angriff über. Die osmanischen Kommandanten konn­ten sich über die Taktik nicht einigen. Nach zwölfstündigem Kampf griff die Kavallerie unter dem Oberkommando von König Sobieski von den Höhen des Wienerwaldes her ein. Die gesamte christliche Streitmacht ging zum Ge­ne­ralangriff über.
Der türkische Chronist Silâhdar berichtete:
„Die Giauren (**) tauchten mit ihren Ab­tei­lun­gen auf den Hängen auf wie Ge­wit­terwolken, starrend vor dunkelblauem Erz. Mit dem einen Flügel gegenüber den Walachen und Moldauern an das Donauufer angelehnt und mit dem anderen Flügel bis zu den äußersten Abteilungen der Tataren hinüberreichend, bedeckten sie Berg und Feld und formierten sich in sichelförmiger Schlachtordnung. Es war, als wälze sich eine Flut von schwarzem Pech bergab, die alles, was sich ihr entgegenstellt, erdrückt und verbrennt.“
(**) Ungläubige, christliche Truppen

Als die Wiener sahen, dass die Schlacht zu­guns­ten der Christen ausging, be­gan­nen auch sie mit einem Ausfall, und stürmten die Lauf­grä­ben der Osma­nen.

Kara Mustafa hatte den gro­ßen Fehler begangen, alle Kräfte auf die Ero­be­rung Wiens zu konzentrieren, ob­wohl er bereits am 4. Sep­tem­ber über das Heran­na­hen der Entsatzarmee und ihre Stärke unterrichtet worden war. Weder hatte er das Do­nau­ufer überwachen lassen, um dem Ent­satz­heer die Über­querung des Flusses un­mög­lich zu machen, noch die Höhen des Wiener­wal­des befestigen lassen, um dem Entsatzheer den Anmarsch auf die Stadt zu blockieren. So stießen die ver­bündeten polnisch-deutschen Fuß­trup­pen in den Rücken der Os­ma­nen, die die Stadt ein­zu­neh­men versuchten.
Die os­ma­ni­schen Truppenführer konnten sich im Zwei­fron­ten­krieg nicht organisieren. Die schwache Verteidigungsfront der Os­manen wurde dadurch schnell zerschlagen. Herzog Karl V. von Lothringen zerschlug den schwachen rechten Flügel der Osmanen. Am späten Nachmittag wurde die Schlacht ent­schieden, als die Kavallerie, ins­besondere die durch König Johann III. Sobieski geführte polnische Elite­truppe der Husaren in einer Kavallerie­attacke vom Berg herab die Eli­te­truppen der Sipahi und Janitscharen bezwang und ins feindliche Lager ein­drang. Das osmanische Heer flüchtete überstürzt. Wien war gerettet.

Erst jenseits der Schwe­chat, ca. 10 km von Wien entfernt, gelang es Kara Mustafa, einen Teil seiner Trup­pen zu sammeln und nach Győr (Ungarn) zurückzuführen.

Die Verluste der Entsatzarmee lagen bei rund 2.000 Toten und 2.500 Ver­wun­deten. Bei den Türken gab es etwa 10.000 Tote, 5.000 Verwundete und 5.000 Gefangene.

Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien befindet sich ein gro­ßes Ölgemälde, das die Schlacht am Kahlenberg darstellt. Das Ge­mälde zeigt zwei Ereignisse zur gleichen Zeit, die in Wirklichkeit sechs Tage aus­ei­nan­der­la­gen: In der Mitte oben ist der letzte Sturmangriff der Türken am 6. September gegen die Löwelbastei zu sehen, den restlichen Bildraum nimmt die Schlacht vom 12. September ein.
Die Schlacht am Kahlenberg (1683)
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Im Vordergrund in der Mitte unten ist der polnische König Johann III. Sobieski in Siegerpose dargestellt, dahinter sein Sohn Jakob Louis Heinrich Sobieski.
Das osmanische Reich verlor nach dieses Schlacht nahezu alle seine Ero­be­rungen des 16. Jahrhunderts und Österreich wurde endgültig zur europäischen Groß­macht.
Am 25. Dezember 1683 wurde Kara Mustafa wegen der verlorenen Schlacht am Kahlenberg auf Befehl seines Sultans mit einer Seidenschnur erdrosselt.
Am Kahlenberg steht heute auch eine steinerne Gedenktafel mit einer In­schrift in polnischer Sprache, die an die Beteiligung Polens unter Johann III. Sobieski erinnert.