Der Dreibund (Osterreich-Ungarn, Italien, Deutsches Reich)
Der Dreibund (italienisch: „Triplice Alleanza“ ) war ein am 20. Mai 1882 abgeschlossenes Defensivbündnis zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien. Es entstand durch den Beitritt Italiens zum Zweibund, der im Oktober 1879 geschlossen worden war. Der Dreibund gilt wegen seiner inneren machtpolitischen und ideologischen Gegensätze als eines der unbeständigsten Elemente des internationalen Staatensystems vor 1914.
Das Königreich Italien erhoffte sich vom Dreibund eine Unterstützung für seine kolonialen Bestrebungen in Afrika. Der unmittelbare Anlass für den Beitritt des Landeszum Zweibund war die Besetzung Tunesiens durch Frankreich (1881), was das nordafrikanische Land zum französischen Protektorat machte.
Der Vertrag verpflichtete die Unterzeichner zu gegenseitiger Unterstützung im Falle eines gleichzeitigen Angriffs zweier anderer Mächte oder eines unprovozierten französischen Angriffs auf das Deutsche Reich oder Italien. Italien sicherte seine Hilfe nur im Falle eines unprovozierten französischen Angriffs auf das Deutsche Reich (nicht auf Österreich-Ungarn) zu. Außerdem wurde auf Wunsch Italiens eine Klausel beigefügt, dass die Teilnahme des Landes nicht als gegen Großbritannien gerichtet interpretiert werden sollte. Österreich-Ungarn wurde im Vertrag von der Verpflichtung befreit, Deutschland gegen Frankreich zu unterstützen.
Italien erhoffte sich vom Dreibund einen Rückhalt für seine Kolonialpolitik gegenüber Frankreich und Großbritannien. Italien wollte am Wettlauf um Afrika teilnehmen und sah dort seine kolonialen Ambitionen durch Frankreichs Politik gefährdet.
Am 30. Oktober 1883 trat Rumänien dem Dreibund bei, der bis 1912 alle fünf Jahre erneuert wurde.
Mit dem Dreibund wurde Italien vertraglich an das Deutsche Reich gebunden. Damit sollte einerseits die Rivalität zwischen Österreich und Italien auf dem Balkan gemildert werden, andererseits konnte Italien langfristig als militärischer Partner in einem deutsch-französischen Krieg die südliche Flanke des Deutschen Reiches entlasten.
Dreibund und Entente Cordiale
Mit der sich ändernden Situation wurde der Dreibund hauptsächlich vom Deutschen Reich hochgehalten, das den Wunsch hegte, Frankreich in Schach zu halten. Das Bündnis verlor um die Jahrhundertwende mehr und mehr an Bedeutung. 1902 schlossen Italien und Frankreich ein geheimes Abkommen, worin sich Italien zur militärischen Neutralität verpflichtete. Damit handelte Italien im Widerspruch zu den im Dreibund getroffenen Vereinbarungen. Durch diesen Neutralitätsvertrag verlor der Dreibund an Bedeutung und die österreichisch-italienischen Spannungen unterhöhlten ihn ab 1911 weiter. Mit der italienischen Neutralitätserklärung (1914) und dem Kriegseintritt an der Seite der Entente (1915) zerbrach der Dreibund endgültig.
Europa vor dem Weltkrieg: Verbündete und Feinde
Was den Dreibund im Wesentlichen schwächte, waren neben ItaliensNeutralitätsvertrag mit Frankreich die Bosnische Annexionskrise (1908), die das Verhältnis zu Österreich-Ungarn schwer belastete, und der Krieg Italiens gegen das Osmanische Reich 1911/12, das nicht nicht mit den deutschen Bemühungen zur Verbesserung des deutsch-türkischen Verhältnisses zu vereinbar war.
Nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien sah sich Italien nicht verpflichtet, auf Seite seiner Partner in den Krieg einzutreten. Italien wollte nur in dem Fall eine freundschaftliche Haltung einnehmen, wenn Österreich-Ungarn sich bereit erklärte, territoriale Zugeständnisse zu machen. Eine Loslösung irgendeines Teiles der Monarchie kam aber für Österreich-Ungarn nicht infrage. In Wien sprach man über Italiens„Tücke und Treulosigkeit“.
Um Italien auf die Seite der Entente-Mächte zu locken, wurden dem Land weitreichende territoriale Versprechungen auf Kosten Österreich-Ungarns gemacht. Bei der geplanten Neuordnung Europas nach dem Ende des Krieges sollte Italien die Brennergrenze bekommen, also nicht nur das italienischsprachige Trentino, das seit dem „Risorgimento“ als „terra irredenta“ (noch nicht befreites Land) galt, sondern auch die deutschsprachigen Gebiete Südtirols. Außerdem wurde Italien das österreichische Küstenland an der oberen Adria und Teile der dalmatinischen Küste in Aussicht gestellt, Gebiete, die zwar größtenteils nicht von Italienern bewohnt wurden, die aber radikale italienische Nationalisten seit Langem forderten.