Das Osmanisches Reich / Osmanli Imparatorlugu (auch Ottomanisches oder Türkisches Reich) ist das letzte islamisches
Großreich der Geschichte. Seine Lebensdauer zieht
sich von ca 1299 bis 1923 und umfasst somit 600 Jahre Geschichte.
Es war mehrere Jahrhunderte lang die entscheidende
Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika
und auf der Krim. Im Laufe des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts
wurde es in der Auseinandersetzung mit den europäischen
Mächten auf Kleinasien zurückgedrängt
und fand in der Türkei seinen Nachfolgestaat.
1354 eroberten die Osmanen mit Gallipoli ihren ersten Stützpunkt auf europäischen Boden. 1361 gelang ihnen die Einnahme Adrianopels, der zweitgrößten byzantinischen Stadt. Nach der Schlacht an der Mariza (1371) folgte der Übergriff auf Makedonien (1371) und Bulgarien (1385). 1389 gelang dem Sultan Murad I. in der Schlacht auf dem Amselfeld ein Sieg über die verbündeten christlichen Fürsten aus Serbien und Bosnien. Historische Bedeutung erlangte am 25. September 1396 Nikopolis durch die gleichnamige Schlacht, als ein christliches Kreuzfahrerheer von den Osmanen unter Bayezid "Yildirim" vernichten geschlagen wurde.
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts dehnte sich das Osmanische
Reich auf große Teile von Südosteuropa aus. Ein Großteil von Griechenland, Makedonien, Bulgarien,
Serbien und die Herzegowina war bereits erobert, als die Osmanen in die Krain und in
Slowenien eindrangen. 1425 tauchten die Türken zum ersten
Mal im habsburgischen Grenzland auf. Von da an wurden die Osmanen als existenzbedrohend empfunden.
Unter dem seit 1520 herrschenden Sultan Süleyman I. dem Prächtigen wurde 1521 die damals zu Ungarn gehörende Stadt Belgrad erobert, 1526 folgte die entscheidende Schlacht von Mohács, bei der der ungarische König Ludwig II. fiel. Die Truppen des Sultans konnten wenig später große Teile Ungarns und Kroatiens erobern.
Nach dem Tod Ludwigs II. von Ungarn wurde aufgrund eines mit den Habsburgern geschlossenen
Erbvertrages Erzherzog Ferdinand von Österreich zum neuen
Regenten von Böhmen und Ungarn gewählt. Daraufhin erhob ein Teil des ungarischen Adels den Fürsten von Siebenbürgen, Johann Zápolya,
zum Gegenkönig. Zápolya stellte sich unter den
Schutz des Osmanischen Reiches.
Süleyman I. sah darin eine Gelegenheit, um einen Feldzug
gegen die österreichischen Erblande der Habsburger zu beginnen, zumal die militärischen Kräfte des Habsburger Kaisers Karl V. zu dieser Zeit großteils in Italien gebunden waren.
Süleyman I. mobilisierte eine
große Streitmacht, die sich am 10. April 1529 von Istanbul aus in Richtung Wien auf den Weg machte. Unterwegs schwoll das osmanische Heer durch den Anschluss vieler Garnisonen auf weit über 100.000 Mann an. Auch ungarische Kämpfer schlossen sich dem Heer an. Etwa 22.000 Kamele als Lasttiere wurden eingesetzt. Schon Wochen, bevor die Hauptstreitmacht eintraf, verwüstete eine Truppe von etwa 20.000 Reitern die Vororte Wiens. Um die Wiener von allen Nachschublinien abzuschneiden, verbrannten die Türken die hölzernen Donaubrücken.
Die Belagerung Wiens durch die Türken (1529)
Wegen des kaum vorhandenen ungarischen Straßennetzes und der anhaltenden Regenfälle trafen die ersten osmanischen Einheiten aber erst im Herbst in der Umgebung Wiens ein. Außerdem hatte der durch den starken Regen verursachte schlechte Zustand der Straßen die Osmanen auch daran gehindert, ihre schwersten Geschütze mitzuführen.
Am 23. September kamen die Osmanen in die Sichtweite der Stadt, am 25. September traf der Großwesir Ibrahim Pascha mit dem Gros der Streitmacht vor Wien ein. Der Sultan selbst bezog einen Tag später seine prächtige Zeltburg auf dem Gebiet des heutigen Neugebäudes in Kaiserebersdorf. Bis zum 27. September war Wien bereits komplett
eingeschlossen. Von da an bis zum 14. Oktober 1529 dauerte die Belagerung die Residenzstadt Wien durch das osmanische Heer an. Dieses umfasste über eine Viertel Million Menschen, die aber mehrheitlich dem Tross angehörten. Der wehrhafte Teil des Heeres bestand aus etwa 80.000 osmanischen und 6.000 ungarischen Kämpfern. Dazu kamen zahlreiche Reiter (Sipahis) und die Elitetruppe der Janitscharen. Für die Versorgung mit Lebensmitteln und Munition hatten die Osmanen eine 600 Schiffe umfassende Flotte auf der Donau stationiert.
20.000 Menschen waren in Wien eingeschlossen. Der Stadtverteidigung stand unter dem Kommando des Feldherrn Graf Niklas Salm. Insgesamt konnten die Verteidiger der Stadt nur etwa 22.000 Fußsoldaten und 2000
gepanzerte Reiter aufbieten. Allerdings waren besonders die 17.000 Söldner (Landsknechte), die Karl V. in letzter Minute geschickt hatte, mit Piken und Arkebusen sehr gut bewaffnet und waren mit fortschrittlichen Kriegstaktiken bestens vertraut. Nur 72 Kanonen standen
den Verteidigern der Stadt zur Verfügung. Wien hatte zur Verteidigung lediglich eine aus dem 13. Jahrhundert
stammende 4,5 km lange Ringmauer, die sich in einem erneuerungsbedürftigen
Zustand befand.
Erzherzog Ferdinand I. (der spätere Kaiser) hielt sich während der Belagerung in Innsbruck auf.
Graf Salm ließ die Stadtmauern verstärken und
sämtliche
Gebäude außerhalb der Stadtmauer abreißen, um ein freies Schussfeld zu bekommen
und den Angreifern Möglichkeiten zur Deckung zu nehmen.
Er ordnete auch die Evakuierung mehrerer Tausend
Frauen und Kinder an, die aber auf ihrer Flucht den
osmanischen Truppen zum Opfer fielen und versklavt oder zu
Tode gefoltert wurden.
Bereits am 27. September sandte Süleyman
I. eine Delegation in die Stadt, die von den Wienern die Kapitulation
forderte und ihnen für diesen Fall die Verschonung von Bevölkerung und Garnison garantierte. Graf Salm ging aber auf diese Forderung nicht ein.
Der Kampf um Wien begann.
Das Kreuz und der Halbmond: Die Geschichte der Türkenkriege
Die Osmanen: Geschichte einer Großmacht
Da die schweren Kanonen fehlten, war die osmanische Artillerie nicht in der Lage, die Stadtmauern sturmreif zu schießen. Auch mit dem Erklettern der Mauern mittels Leitern hatten die Belagerer keinen Erfolg. So wurde von den Osmanen ab dem 1. Oktober die Taktik geändert. Sie versuchten, über unterirdische Stollen die Wiener Stadtmauern mit Sprengladungen zu unterminieren. Nachdem ein christlicher Überläufer den Verteidigern Wiens die Pläne der Belagerer mitgeteilt hatte, lauschte die Wiener Bevölkerung immer ängstlich auf die Geräusche aus unterirdischen Minenstollen, um die Sprengstellen zu orten.
Graf Salm ordnete daraufhin einen Ausfall der Landsknechte, um die osmanischen Mineure in den Gräben und Stollen zu bekämpfen. Es entbrannten heftige Kämpfe, bei denen wegen der Explosionsgefahr der Schießpulverfässer keine Feuerwaffen verwendet werden konnten. Diese Auseinandersetzungen konnten die besser gepanzerten Landsknechte zwar für sich entscheiden, aber sie konnten dennoch nicht alle osmanischen Minen entdecken. So konnten von den Osmanen doch zahlreiche Breschen in die Wiener Stadtmauern gesprengt werden, in denen
es zu heftigen Kämpfen kam. Auch diese konnten die Verteidiger aber für sich entscheiden.
Die großen Schlachten: die Türkenbelagerung Wiens (1529)
Am 12. Oktober sprengten
die Osmanen eine besonders große Bresche in die
Stadtmauer. Es folgte der bis
zu diesem Zeitpunkt größte osmanische Angriff, der aber auch von den Verteidigern zurückgeschlagen wurde. Die osmanischen Truppen verloren allein 1200 Janitscharen.
Das Wetter sollte den Anstoß für das Ende der Belagerung geben. Wegen der völlig aufgeweichten Straßen war der Nachschub der Osmanen gefährdet, was zu einer katastrophalen Versorgungslage führte. Außerdem stand der Wintereinbruch bevor. Der Sultan wusste, dass eine längere Belagerung dadurch ausgeschlossen war. Er wurde auch mit dem Unmut der Janitscharen konfrontiert, weshalb er sie nur mit dem Versprechen einer großen Belohnung zu einem letzten Sturmangriff überreden konnte.
Am 14. Oktober sprengten die Osmanen eine 83 m breite Bresche ins Kärntnertor, doch auch hier konnten die Verteidiger eine dichte Mauer aus Piken bilden, gegen die die Janitscharen machtlos waren. Unter schweren Verlusten beendeten sie den Sturmangriff entgegen der Befehle ihrer Vorgesetzten und kehrten ins osmanische Feldlager zurück.
In der Nacht auf den 15. Oktober begann der Abzug des osmanischen Heeres. Die Truppen ließen alles zurück, was sie nicht tragen konnte, Kriegsgefangene wurden, sofern sie nicht in den Wirren des Rückzugs geflohen waren, bei lebendigem Leibe verbrannt. Am Morgen des 15. Oktober begann es, heftig zu schneien. Das Abendland konnte aufatmen - bis zum Jahr 1683! Graf Salm wurde noch im gleichen Jahr mit der Grafschaft Neuburg belehnt.
Das osmanische Heer hatte fast 20.000 Tote zu beklagen. Die Verluste der Belagerten waren deutlich geringer, wesentlich schlimmer war es aber den Bewohner des Wiener Umlands ergangen, das völlig verwüstet und weitgehend entvölkert worden war.